Basti (Sebastian Bezzel) ist Ende 30, verdient seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht mit Rikscha-Fahrten und frönt der seriellen Monogamie – jede Nacht eine andere Frau. Durch eine Mumms-Erkrankung zeugungsunfähig geworden, muss sich der Schürzenjäger um die Konsequenzen dieses Lebenswandelns keine Sorgen machen. Umso großer ist der Schock, als eines Tages Dina (Sarah Horváth) mit ihrem Sohn Paul auf der Matte steht und sich als Bastis Tochter und Paul als das Enkelkind vorstellt. Und nicht nur das: Weil sie angeblich vom Kindsvater sitzengelassen und von der Mutter fortgeschickt wurde, fordert Dina von ihrem Vater 15.000 € und droht mit einer Unterhaltsklage für die vergangenen 17 Jahre.
Wie schon die Grundidee von „Vatertage“, die übrigens von Hauptdarsteller Sebastian Bezzel selbst stammt, ist auch der gesamte Film ein ziemlich gewolltes Konstrukt. Geschichte und Charaktere entwickeln sich nach einem sichtlich vorgefertigten Muster. Die Figuren wirken in der Folge künstlich und schwer zugänglich. Basti selbst ist anfangs schon ein ziemlicher Unsympath, um dessen Schicksal kaum jemand bangen möchte. Die Annäherung an seine Tochter und die Veränderung hin zum Familienmenschen entstehen nicht allmählich aus dem Handlungsverlauf, sondern „nach Drehbuch“ durch einzelne, wohl platzierte Schlüsselszenen. Auf diese Weise kann seine Entwicklung leider weder überzeugen, noch emotional berühren.
Statt Menschen aus Fleisch und Blut präsentiert Ingo Rasper hier Typen aus einem „Comedy-Do-it-yourself“-Ratgeber: Man nehme ein schwules Paar und die obligatorische Wickelszene, bei der der überforderte „Opa“ im wahrsten Sinne des Wortes in Scheiße greift und fertig ist die Lachnummer. Leider geht diese Rechnung nicht auf und das Ergebnis ist weder witzig noch sonderlich originell. Die Spitze des dramaturgischen Eisbergs bildet das vollkommen inszenierte Finale, das offensichtlich nur dazu dient, alle Figuren noch einmal gemeinsam in eine Einstellung zu bringen und den Helden der Geschichte zu feiern. Die Komparsen stehen im Hintergrund wie hinbestellt und nicht abgeholt und scheinen sich wie der Zuschauer zu fragen, was es mit diesem Karneval eigentlich auf sich hat. Von diesem Moment an geht es in einer Kitsch-Spirale nur noch bergab. Doch den Fall in absolute Qualitätsuntiefen kann eine selbstironische Note ganz zum Ende des Films glücklicher Weise gerade noch verhindern.
Der Lichtblick in „Vatertage“ sind die Randfiguren: Fels (Max Hegewald), Pauls Vater, der mit seiner Harry Potter Brille und Schaschlik-Spieß-Wurfkünsten wahre Heldentaten vollbringt; der viel zu kurze Auftritt von Matthias Matschke als Lebensgefährte von Dinas Mutter (Christiane Paul, ebenfalls zu selten im Bild); Irm Hermann als missmutige, aber aus dem Leben gegriffene Jugendamt-Angestellte. All diese Figuren erzeugen so viel Witz durch ihre bloße Anwesenheit, dass der Film davon profitiert hätte, ihnen mehr Platz einzuräumen. So aber bleiben sie die hübsche Dekoration einer ansonsten bedauerlich uninteressanten und formelhaften Komödie, der es nur ganz selten gelingt, den Zuschauern ein müdes Lächeln abzuringen. Das mag für leichte TV-Unterhaltung am Abend noch dienlich sein, dass „Vatertage“ jedoch ursprünglich für die Kinoleinwand produziert wurde, ist kaum zu glauben.