Vater auf der Flucht

Oliver Korittke als liebenswerter Loser: Peter Pan will plötzlich Papa werden!

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Foto Rainer Tittelbach

Oliver Korittke schlüpft mal wieder in die Rolle des liebenswerten Chaoten, der sogar zu spät zur eigenen Scheidung kommt. Weil seine Ex von Frankfurt mit der Tochter nach Hamburg ziehen möchte, brennt der Papa mit seiner Kleinen nach Mallorca durch und wird von Interpol zurück geholt. Hölzerne Dialoge, 08/15-Dramaturgie und ein gut aufgelegter Korittke.

Es trifft Alex völlig unvorbereitet. Seine Ex-Frau und Mutter seiner Tochter stellt ihn vor vollendete Tatsachen: mit ihrem neuen Partner will sie von Frankfurt nach Hamburg ziehen. Und für die neunjährige Lisann wird ein Internat in Aussicht gestellt. Für den nicht gerade betuchten Alex ist das völlig undiskutabel. Aus Zorn verlängert er kurzerhand die gerichtlich zugebilligten 48 Stunden mit seiner Tochter und fliegt mit ihr für einen Kurztrip nach Mallorca. Klug ist das nicht. Bald fahndet Interpol nach Alex, der durch die Stunden mit der Tochter mehr denn je weiß, dass er auf seinen „Sonnenschein“ nicht verzichten kann.

Oliver Korittke schlüpft für „Vater auf der Flucht“ mal wieder in die Rolle des liebenswerten Chaoten, der sogar zu spät zu seiner eigenen Scheidung erscheint. Der spontane Mittelmeer-Ausflug bestätigt also seiner „Ex“ nur wieder das alte Bild, das sie während der Ehejahre von Alex bekommen hat. Trotzig wie ein kleiner Junge setzt er sich nach Mallorca ab. „Ich habe alle Rechte der Welt: Ich bin ihr Vater“, sagt er – und er scheint es wirklich zu glauben. „Alex ist ein typisches Beispiel für einen Mann mit einem Peter-Pan-Syndrom“, so Drehbuchautorin Iris Uhlenbruch. „Er will mit Mitte 30 noch frei und unabhängig sein wie ein Kind und er will so wenig Verantwortung wie möglich übernehmen.“

„Vielleicht kämpfen die Väter ja ein bisschen mehr um ihre Kinder, wenn sie feststellen, dass es dem Kind bei ihnen besser geht als bei der Mutter“, das ist die leise Hoffung Korittkes. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: zwei Drittel aller Väter haben ein Jahr nach einer Scheidung keinen Kontakt mehr zu den eigenen Kindern. Und daran sind nicht immer nur die Mütter schuld. Korittke, „selbst ein Scheidungsfall“, wollte die Rolle des Kuschelpapas unbedingt spielen. Zur Vorbereitung auf die Rolle habe er nur ein bisschen über seine eigene Jugend nachdenken müssen. Vor allzu große Herausforderungen dürfte den Schauspieler seine Rolle aber auch nicht gestellt haben. Der kindsköpfige Loser, der nach und nach etwas auf die Reihe kriegt – diese Rolle war schließlich über Jahre Korittkes treuer Karrierebegleiter.

Schwierig kann es allenfalls gewesen sein, die hölzernen, unsinnlichen Dialoge inmitten der ziemlich grob zusammen geschraubten 08/15-Dramaturgie einigermaßen über die Lippen zu bekommen. Eva Hassmann jedenfalls lässt sich zu sehr vom psychologisch derben Zuschnitt des Films anstecken, und die Grimme-Preisträgerin Mandala Tayde („Meine verrückte türkische Hochzeit“) lächelt zwar charmant über ihr textliches Nichts hinweg, sollte sich künftig aber zu schade sein als bloßer „Eyecatcher“. Nur Oliver Korittke ist Herr seiner Dialoge. Und das ist gar nicht so leicht bei Sätzen wie dem folgenden: „Wenn jede Frau berechtigterweise einen Anspruch auf Erfolg im Beruf hat, warum kann ein Mann dann nicht das gleiche Recht auf Elternschaft auf sich verbuchen wie eine Frau?“

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Oliver Korittke, Eva Hassmann, Helena Siegmund-Schultze, Martin Armknecht, Mandala Tayde

Kamera: Theo Müller

Schnitt: Ulrike Leipold

Musik: Jörg Walter Gerlach, Peter W. Schmitt

Produktionsfirma: U5 Filmproduktion

Drehbuch: Iris Uhlenbruch

Regie: Franziska Meyer Price

EA: 11.06.2007 20:15 Uhr | ZDF

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