Alles beginnt mit einem Einbruch in der beschaulichen bayerischen Kleinstadt Brunnharting. Gestohlen wurde nichts, nur der Stahlschrank aufgebohrt und eine Patrone aus einer Polizeiwaffe gefunden. Ein Fall für die internen Ermittler aus München. Merkwürdig, dass der Hausbesitzer, Chef des hiesigen Wasserwerks, keine Anzeige erstattet. Jener Toni Schiermeier hat derzeit andere Probleme. Die Rohre des Wasserwerks sind marode und die Stadt hat kein Geld zur Sanierung. Als Dr. Prohacek und ihr hoch motivierter Kollege Langner in der Provinz eintreffen, kommt es zum Super-GAU. Offenbar ist ein Baby am Leitungswasser gestorben. Wenig später wird Ingenieur Erler, ein Gegner der Privatisierung der Wasserwerke, tot aus dem See des Ortes geborgen. Er war den Lokalpolitikern, die schon einen Investor an der Hand haben, ein Dorn im Auge. Verheiratet war er mit der Bürgermeisterin. Für Korruptions-Jägerin Prohacek ein dankbares Terrain, dieses Brunnharting. Und dann taucht auch noch Dr. Reiter auf – und zieht die Stricke um den Hals seiner „Freunderl“ feixend enger.
Was die Großkopferten in der weißblauen Landesmetropole können, das können die Spezerln in der bayerischen Provinz schon lange. Manipulation, Bestechung, Sabotage – und vielleicht sogar Mord?! Dass die Provinz gleich doppelt in die Zange genommen wird, erhöht das optionale Lustpotenzial beim Zuschauer ungemein. Nicht nur, dass Senta Bergers gewohnt bissige Ermittlerin der Brunnhartinger Haute Volée („ich bin der Schorsch“) die Haare auf den Zähnen zeigt; auch ihr Vorgesetzter, Dr. Reiter, tutet ausnahmsweise in dasselbe Horn, allerdings erst, nachdem er die Erfahrung machen musste, dass er offenbar nicht (mehr) dazu gehört zum Kameraden-Klüngel seiner alten und vermeintlich bald wieder neuen Heimat. Rache ist süß – und wenn die selbstgefälligen Provinz-Sonnenkönige ihr Fett wegkriegen, bekommt „Das Blut der Erde“ von Andreas Herzog nach dem Buch von Rainer Berg etwas von einem Wohlfühlkrimi. Unter dem beliebten Motto: Ein bisschen Schadenfreude darf sein.
Die neue Folge der ZDF-Premium-Reihe „Unter Verdacht“ setzt dramaturgisch und kriminalistisch auf bewährte Muster, füllt sie allerdings höchst unterhaltsam aus: Wie sich nach und nach die arrogante Selbstgewissheit der nur scheinbar mit allen Wassern gewaschenen Lokal-Größen verflüchtigt und sich Angst breit macht zwischen Wasserwerk und Stadtrat, ist weitaus spannender als der Krimi-Fall. Der gewinnt am Ende vor allem durch seine wirtschaftspolitische Breitenwirkung. Das Wasser, der Quell der Erde, allgegenwärtig in diesem flüssig inszenierten Film, in den Händen einiger Weniger?! (Text-Stand: 20.12.2012)