Sie ist und bleibt anders als die anderen. Kriminalrätin Dr. Eva Maria Prohacek hat zwar ihre gelegentlichen Anflüge von Depression besser im Griff, doch wenn ihr Vorgesetzter nein sagt, dann ist ihre erste Reaktion: jetzt erst recht! Ihre Ermittlungen sehen die Kollegen alles andere als gern. Schließlich ist die Dame, die vor allem auf ihre weibliche Intuition und gelegentlich auch auf ihren Kollegen Langner setzen kann, in der Grimme-gekrönten ZDF-Reihe “Unter Verdacht” in Sachen Amtsmissbrauch und Korruption in den eigenen Reihen unterwegs.
Wer lässt sich schon gern sein Nest beschmutzen?! Adrian Bornemann (teuflisch gut: Aleksandar Jovanovich), der Leiter einer höchst erfolgreichen Zielfahndergruppe, jedenfalls nicht. Einem Journalisten (Manfred Zapatka), der immer wieder harte Kritik an den Ermittlungsmethoden von Bornemanns Truppe geübt hat, wird bei einer Razzia ein Beutelchen Kokain untergeschoben. Behauptet dieser jedenfalls. Das ist natürlich ein Fall für die Prohacek. Auch wenn es ihr alle reichlich schwer machen – ihr Ehrgeiz ist im Falle Bornemann besonders groß. Dieser Mann, der Laotse liest, fernöstliche Kampfsportarten geradezu religiös betreibt und seine Jungs vorbildlich im Griff hat, weckt ihr Interesse. In diesem charismatischen Polizisten hat die Verhörspezialistin ihren Meister gefunden. Beide operieren sie psychologisch und nutzen die Kräfte des Unterbewussten.
Der vierte Einsatz der internen Münchner Ermittlerin, die Senta Berger wie immer unnachahmlich, mit Trotz, Eigensinn und der breiten Blick-Palette einer echten Dame spielt, fügt sich nahtlos ein in die qualitätsvolle Krimi-Reihe. Ähnlich suggestiv wie die Methoden, mit denen sich die Protagonistin und ihr Gegenspieler begegnen, sind auch die Mittel, die Regisseur Uwe Frießner in “Beste Freunde” ergreift. Düster und geheimnisumwittert das Milieu des Antagonisten, grell ausgeleuchtet die Verhörszenen, transparent und doch zugleich undurchschaubar der gläserne Kasten des Kriminalamts. Ein Gefühl der permanenten Bedrohung befällt den Zuschauer, der mehr als nur ein Mal mit der Heldin mitfiebern muss. Franz Schweer schrieb das Buch zu einem Krimi, der mit dem Genre des Psychothrillers liebäugelt und nicht unbedingt einen LSD-Trip am Ende benötigt, um die Psychologie eines Mutter/Sohn-Konflikts glaubhaft zu machen. Ein Film, der einen in einen Sog reißt – so wie die Hauptfigur mitgerissen wird in ihr Trauma vom Verlust des Sohnes. (Text-Stand: 2004)