Als Natalia Wörner vor fünf Jahren ihre Schwangerschaft in die Krimi-Reihe „Unter anderen Umständen“ hineintrug, war das keineswegs unoriginell, aber man war sich zunächst nicht sicher, ob das Konzept weiterhin tragen würde. Der ZDF-Montagstermin brachte es mit sich, dass es Spiegelungen zwischen der Privatperson und der Kommissarin geben sollte. Diese Verzahnung, die sehr viel stimmiger als beispielsweise bei Furtwänglers Charlotte Lindholm im „Tatort“ geriet, die dichte Symbiose mit dem von Matthias Brandt gespielten Ehemann, die Topografie des norddeutschen Städtchens Schleswig, die konzentrierten Geschichten und vor allem die überaus sorgfältige Inszenierung von Judith Kennel ließen keinen Zweifel daran, dass sich die Fortsetzung gelohnt hat. „Tod im Kloster“, Fall 5, ist der bisher beste Film der Reihe.
Ein Unternehmer stürzt vom Glockenturm eines Klosters. Der edle Stifter hinterlässt eine zerstrittene Familie „draußen“ und eine trauernde Tochter „drinnen“ im Kloster: denn aus Lena Brandner wurde vor einigen Jahren Schwester Benedicta. Der Fall soll schnell zu den Akten – so hätte es der katholische Staatsanwalt gern, doch nicht mit Jana Winter. Die Kommissarin, die gerade Gewissheit darüber erhielt, dass ihr verschwundener Ehemann vor zwei Jahren mit dem Hubschrauber tödlich abgestürzt ist, befindet sich in der richtigen Gemütsverfassung fürs Kloster. Um verdeckt zu ermitteln – versteht sich. Am Ende stößt sie auf eine höhere Gerechtigkeit, die ihr Weltbild ein wenig ins Wanken bringt: „Wenn Gerechtigkeit nur aus dem Gesetz kommt, dann ist das Leben sinnlos“, gibt ihr die nachdenkliche Nonne auf den Weg.
Foto: ZDF / Boris Laewen
„Tod im Kloster“ ist ein Film von makelloser Schönheit. Die kunstvolle Cadrage, die auf die „Wesenheit“ der Dinge abzielende Montage, der Mythos Kloster, die schwere Ausstattung, die stummen Räume, die permanenten Topshots als Atmosphäre stiftende Zeichen für eben jene „höhere Gerechtigkeit“ – all das treibt dieses Krimidrama stärker an als die vordergründige Handlung. Der Film von Judith Kennel ist ein Paradebeispiel dafür, was eine Filmgeschichte ist: eine Geschichte, erzählt in Bildern, mit Dialogen und in einem beredten Rhythmus.
Natalia Wörner und Annett Renneberg, die man endlich einmal wieder außerhalb von „Donna Leon“ und „Kommissar Stolberg“ zu sehen bekommt, haben einige eindrucksvolle gemeinsame Szenen, das Ermittler-Team verzichtet auf die üblichen Nicklichkeiten und wirkt so homogen wie nie, Brambach ist stark, aber auch Max von Pufendorf als Neuer passt sich gut ein. Und auch der strenge letzte Winter steht Jana Winter gut und entspricht der Ruhe und Sanftheit, die auf den Bildern liegt. Bemerkenswert zwei Personalien: das Drehbuch schrieb Thomas Schwebel, bis 2008 Gitarrist von Fehlfarben („Ein Jahr – es geht voran“), und mit verantwortlich für die stimmungsvolle Anmut des Films ist Nathalie Wiedemann, die schon einmal mit ihrem asketischen Bildstil ein Klosterdrama prägte – Anno Sauls „Die Novizin“.