Unter anderen Umständen – Böse Mädchen

Unter anderem Umständen ist die Heldin dieser Filmreihe schon lange nicht mehr: Der kleine Leo, auch im wirklichen Leben der Sohn von Natalia Wörner, ist längst ein echter Racker, muss aber in den weiteren Filmen ohne Vater auskommen. Die Rolle von Niko, dem Lebensgefährten Jana Winters, ist zuletzt immer kleiner geworden; man wunderte sich ohnehin, dass ein derart gefragter Schauspieler wie Matthias Brandt das noch mitmachte. Nun ist Niko also während eines Hubschrauberflugs nach Norwegen verschollen, was den Gram-Anteil im ohnehin latent freudlosen Dasein der Kommissarin noch verstärken wird.

Denn auch im Berufsleben muss sie immer wieder in Abgründe blicken; man glaubt ja gar nicht, was sich im beschaulichen Schleswig so alles abspielt. In der heutigen Episode geben sich zum Beispiel junge Schülerinnen älteren Männern hin, die sie zuvor beim Internet-Chat kennen gelernt haben. Der Sex wird heimlich gefilmt; anschließend erpressen die Teenagerinnen die Kerle mit ihrer Minderjährigkeit. Gerade Roxana (Lena Meckel) wirkt mit ihren Pausbacken zwar überhaupt nicht wie ein Mädchen, das willig gegen Geld die Beine breit macht, aber Mördern sieht man im Fernsehen in der Regel ja auch nicht an, zu welchen Untaten sie fähig sind. Genau das ist die Frage, der Jana Winter nachgehen muss: Hat Roxana ihren Englischlehrer umgebracht? Der Mann wird tot auf seinem Boot gefunden. Kurz zuvor hat ein Film die Runde gemacht, der ihn beim Sex mit Roxana zeigte. Aber natürlich ist auch der verwitwete Vater (Jürgen Tarrach) des Mädchens verdächtig.

Wie so oft in Krimis dieser Art war’s am Ende jemand, den man nach Meinung des Autoren-Teams garantiert nicht auf der Rechnung hatte; als ob sich Krimi-Fans durch vermeintlich lupenreine Alibis täuschen ließen. „Böse Mädchen“ von Judith Kennel macht sowieso den Eindruck, als sei der Fall den kreativ Beteiligten eher lästig gewesen; die private Ebene, in der sich die Kollegen (Ralph Herforth, Marcus Mittermeier, Martin Brambach) rührend um Jana Winter kümmern, wirkt ungleich überzeugender. (Text-Stand: 2008)