Martina Gedeck in einem Sat-1-Movie – das ist neu! “Unsere Mutter ist halt anders” ist denn auch eine der wenigen positiven Überraschungen im eher ereignisarmen Fiktion-Programm von Sat 1. Ein moderner Familienfilm um eine Frau, die zwar zwei pubertierende Kinder alleine erzieht, in Bezug auf Männer aber noch immer nicht erwachsen werden möchte.
“Los, wir packen!”, heißt es immer wieder, wenn der attraktiven Paula ein Verehrer zu nahe kommt. Zum Leidwesen ihrer beiden Töchter, die sich nicht richtig ernst genommen fühlen. Immer entscheidet Mama, alles dreht sich um sie. Jetzt sind sie nach einem dutzend Umzüge in der bayerischen Provinz gelandet. Genau das richtige Pflaster für Paula. Die mischt im Spießerland alles so richtig auf – und auch Fidel und Lisa fühlen sich endlich einmal wohl, finden Freunde, und die erste Liebe bahnt sich an. Einziger Unsicherheitsfaktor: Gastwirt Max. Den mögen alle drei – und das macht ihn mutig. Und Paula wird es wieder zu eng.
“Unsere Mama ist halt anders” lebt zunächst ganz von Martina Gedeck. Leicht kokett spielt sie die Kleinstadt-Schöne, die sich blauäugig immer wieder auf das Abenteuer Leben einlässt. Paula ist eine einfache und doch kluge Frau. Sie becirct alles und jeden, nicht aus Berechnung – es ist nun mal ihre Natur (sie kann halt lieben nur). Das verkörpert sie mit solch barocker Sinnlichkeit, mit der sie den Rahmen dieses sympathischen Familienfilms sprengt, dass sich kaum einer fragen wird, ob es eine solche Frau in einem solchen Milieu wirklich geben kann.
Foto: Sat 1 / Erika Hauri
Nach und nach kommen auch die anderen stärker ins Spiel. Dabei eifert nur Lisa, entzückend gespielt von Sidonie von Krosigk (“Bibi Blocksberg”), in puncto Narzissmus ihrer Mutter nach. Fidel (überzeugend: Anja Sommavilla) geht alles sehr nachdenklich an, und Richy Müller als Ersatz-Papa Max ist zwischenzeitlich der ruhende Pol dieser durch und durch gelungenen Bavaria-Produktion, bei der man vor allem auch die emotionale Intelligenz von Regisseurin Franziska Buch (“Emil und die Detektive”) spürt. (Text-Stand: 7.10.2003)