Er ist Sperling, Bloch und bald auch “Der Dicke”. Dieter Pfaff hat lange warten müssen, bis er die Rollen bekam, die er sich immer gewünscht hat. Eine jener “Herzenswünsche” ist auch “Unser Pappa”. In der losen ARD-Reihe, die vor zweieinhalb Jahren begann, spielt Pfaff einen eigenwilligen Vater von sechs nicht minder eigenwilligen Kindern. Nach dem Tod seiner Frau wollte der Zahnarzt Dr. Hagenau sein Leben grundlegend ändern. Nicht immer nur für andere da sein, auch mal an sich denken. Und so kaufte er sich einen alten Hof im Schwarzwald, begann, ein Leben als Bauer zu führen – und er verliebte sich wieder.
In “Herzenswünsche” nun ziehen nach fünf Jahren Ehe die ersten Wolken am Horizont auf. Vater Achim ist offenbar doch ein Familienmensch. Und so leben mittlerweile zumindest vier seiner Kinder in unmittelbarer Nähe seines Hofes. Denen gefällt aber so ganz und gar nicht, was sich ihr “Pappa” Neues ausgedacht hat. Eine sentimentale Schnapsidee, einen Gnadenhof für altersschwache Tiere eröffnen zu wollen, finden sie – und fürchten um ihr Erbe. Auch Ehefrau Bärbel ist nicht begeistert von den neuen Plänen: Sie weiß um die Herzprobleme ihres Mannes, hat Angst um ihn und träumt von einem ruhigeren Leben in Stuttgart. Nur einer hält zu ihm, Achim junior, gespielt von Pfaffs Sohn Maximilian. Der ist auch dabei, als er am Steuer zusammen bricht. Erst jetzt endlich kommt die Chaossippe zur Besinnung.
“Unser Pappa” schrieb Johannes Reben, Roman- und Drehbuchautor der alten Schule, der sich bereits Pfaffs Grimme-Preis-gekrönte Serie “Bruder Esel“ ausgedacht hat. Einer, dessen Art zu Erzählen der Schauspieler liebt. “Er schaut eine bestimmte Zeit einer bestimmten Figurenkonstellation zu”, so Pfaff. “Wie Shakespeare greift er ins volle Leben, erfindet saftige, pralle Geschichten – und hinter dem vordergründig Süffigen steckt immer noch sehr viel mehr.” Zum Beispiel die Ironie des Erzählers. “Reben spielt in seinen Geschichten, indem er augenzwinkernd zeigt, wir könnten sie hier in Tragik abstürzen lassen, wir machen es aber nicht, sondern erzählen die Geschichte heile bleibend weiter”, betont Pfaff.
Vor allem schieben sich bei Reben keine der gängigen dramaturgischen Konventionen in den Vordergrund. “Herzenswünsche” erzählt zwar auch Dramatisches, Streitigkeiten, Unfälle, Tod, doch auf künstliche Spannungsmache verzichtet selbst Regisseurin Ilse Hofmann. Allerdings muss man sich schon Einsehen in diesen undramatischen Erzählfluss, der sich eher im Rhythmus des Lebens dahinschlängelt. Blicke, lange, intensive Szenen und das Spiel zwischen Mensch und Landschaft sind die formalen Zugänge zu dieser Familiengeschichte, die nicht dramatischer oder tragischer sein will als vergleichbare Geschichten aus dem wahren Leben. Auch die Ehekrise wird sehr realistisch gezeigt. Hagenau und seine Frau sprechen nicht miteinander, jeder handelt für sich, sie halten es aus – und am Ende reicht eine Umarmung, um die Nähe dieser beiden Menschen deutlich zu machen. (Text-Stand: 7.5.2004)