„Ich mag Ihre Frisur“, sagt der Tod. Darauf lacht ihm die Todgeweihte frech ins Gesicht, „können Sie behalten“, und wirft ihm ihre Perücke in die Arme. Mit diesem Tod lässt sich reden. Die krebskranke Jela erbittet Aufschub – bis zum achten Geburtstag ihrer Tochter, noch vier Wochen. Den Wunsch erfüllt er der lebenslustigen Frau, der doch zunehmend die Kräfte und der Mutterwitz schwinden. Während sie die Zeit nutzt, von ihrer Familie Abschied zu nehmen, versucht der Tod sein Glück bei der betagten Nachbarin, die ihn schon länger erwartet. Wahrscheinlich habe er sich nur in der Haustür geirrt: nicht Jela, die Alte ist fällig! – vermutet er, ja, hofft er. Denn der Tod ist verliebt. Er kann nicht loslassen, er fürchtet die Einsamkeit. Und während alle Versuche, die Nachbarin ins Jenseits zu befördern, scheitern, freundet sich Jela mit der Vorstellung an: „Der Tod ist wie ein Liebhaber – er mag dich.“
Foto: Sat 1 / Willi Winkler
„Und weg bist du“ erzählt vom Sterben und von der Liebe, vom Loslassen, Abschiednehmen und vom Schicksal Tod, das nicht immer mit Alter und Lebensführung zu tun haben muss. Doch wie kann das gehen: der Tod in einer ernsthaften Komödie, in der der Gevatter auch noch in persona auftritt? Autorin Monika Peetz („Die Dienstagsfrauen“) fängt den Zuschauer anfangs mit der skurrilen Ausgangssituation ein. Der Tod streift wie ein einsamer Wolf durch Köln. Und es wird noch absurder. Die Frau, die er holen soll, übt sich in Galgenhumor und dreht ihm eine lange Nase. Das alles lässt den Tod ganz melancholisch werden. Er schüttet Kamikaze Rudi, den er kennen lernte, weil er seit Jahren immer haarscharf am Unfalltod vorbeischrammt, sein Herz aus. Spätestens jetzt ist der Zuschauer am Haken – obwohl sich die Tragik zu doppeln scheint, denn ein Märchen über die Selbstheilungskräfte will uns Peetz gewiss nicht erzählen – und Tod bleibt Tod, auch wenn er in dieser Geschichte Gefühle entwickelt. Doch die Mitleidsschiene bleibt uns erspart. „Das Lachen ist die wirkungsvollste Waffe, die man dem Schicksal entgegenbringen kann“, sagt die Autorin. Das ist kein PR-Statement. Peetz weiß, wovon sie spricht. Der emotionale Ausgangspunkt zum Drehbuch war die Leidensgeschichte einer Freundin, die an Krebs erkrankt war. „Ihren Wettlauf, bis zum zehnten Geburtstag ihrer Tochter durchzuhalten, habe ich hautnah miterlebt.“
Christoph Maria Herbst über den Ton, den er für seine Figur gesucht hat:
„Wie viel Zucker ich dem Affen gebe – das war während der Arbeit immer eine Gratwanderung. Das rechte Maß ist gerade bei dieser Rolle wichtig, um sie zum einen lebendig genug und ein Stück sympathisch zu erzählen, und zum anderen, sie nicht zu skurril zu machen, weil sie dann schnell zum Trottel wird.“
Foto: Sat 1 / Willi Winkler
Monika Peetz über die Bucharbeit zu „Und weg bist du“:
„Als Melodrama hätte mich der Stoff nicht interessiert. Ich wollte von Anfang an die Geschichte so humorvoll wie möglich erzählen. Es geht darum, der Tragik etwas entgegen zu setzen. Es geht darum, das Leben zu feiern. Das gilt für den Film genauso wie für das wahren Leben.“
„Die Liebesgeschichte folgt den fünf Phasen der Trauer, vom Nichtwahrhabenwollen bis zur letztendlichen Akzeptanz. Merkwürdigerweise lässt sich das perfekt in die Gesetzmäßigkeiten der romantischen Komödie einpassen. Liebe und Tod scheinen mehr miteinander zu tun zu haben, als wir wahrhaben wollen.“
Die stimmige Tonlage von „Und weg bist du“ ergibt sich aber nicht nur daraus, dass die Autorin die Geschichte in all ihren Facetten durchdrungen hat, sondern auch durch die beiden Hauptdarsteller. Wenn Christoph Maria Herbst die Szene betritt, erfüllt er den Raum mit einer majestätischen Würde, die an die Präsenz von Christopher Lee’s Dracula erinnert. Und Annette Frier, die ja schon in „Danni Lowinski“ das (hierzulande) für unmöglich Geglaubte wahr macht, nämlich Comedy-Spiel mit ernsthaften Situationen zu koppeln, ist phänomenal im fein nuancierten Umswitchen der Gefühlslagen. Und Regie und Kamera weben die beiden ein in Bilder, die eine Breitwandwirkung wie ein melancholischer Dreampop-Song entwickeln. Das entspricht ganz der Geschichte, die zwar eine klassische Fünf-Akt-Form aufweist, aber sehr viel weniger linear erzählt ist als ein TV-Melodram oder eine Tragikomödie. Stimmungsvoll, aber nie kitschig und mitleidheischend, werden die Schlussakkorde angeschlagen. Und passend zur musikalischen Struktur des Films sitzt ab und an Ricky Shayne in der Szenerie herum – und schlägt lässig ein paar Akkorde auf der Klampfe an.