Wenn eine Serie viele Jahre lang im Schnitt sieben Millionen Zuschauer hat, stellt man die Produktion nicht einfach ein, bloß weil die Hauptdarstellerin aussteigt. Als Jutta Speidel das Habit der Magdalenerinnen 2007 an den Nagel hängte, musste daher eine Nachfolgerin her. Janina Hartwig, bis dahin nur notorischen Serien-Freunden bekannt („Aus heiterem Himmel“, „Der Bergdoktor“), gelang das Kunststück, dass ihre Vorgängerin bald kein Thema mehr war: Auch Schwester Hanna blieb dem intriganten, aber dennoch irgendwie liebenswertern Bürgermeister Wöller (Fritz Wepper) keine Grobheit schuldig. Die ARD hat das Duo im Jahr drauf mit einer ersten spielfilmlangen Weihnachtsgeschichte belohnt, die sich allerdings zunächst etwas zieht; dafür entschädigen auch die ausführlichen Rom-Bilder nicht.
Der Trip in die Heilige Stadt ist nur Vorwand, um Hanna und Wöller kurz vor Weihnachten auf eine Irrfahrt zu schicken: Als der Bürgermeister feststellt, dass er keineswegs, wie er Hanna angekündigt hat, eine Privataudienz beim Papst hat, sondern bloß einer von dreihundert Gästen ist, will er sich wutschnaubend gleich wieder auf den Heimweg machen. Aber in Italien ist über Nacht der Generalstreik ausgebrochen. Deshalb gibt’s auch keine Mietwagen mehr. Also zwängen sich die beiden Pilger in einen schrottreifen Fiat Panda, der prompt nach ein paar Kilometern liegen bleibt. Die Bekanntschaft mit einer schwangeren jungen Frau hilft den beiden zwar nicht weiter, wird aber später zu einem der diversen Happy Ends führen. Weil sie zu dritt nicht in den dreirädrigen Pritschenwagen passen, den Hanna einem Priester abgeschwatzt hat, muss der arme Wöller die Rückfahrt auf der Ladefläche verbringen.
Ulrich König inszenierte die Geschichte weitgehend tempofrei, was man in den Szenen mit Wepper und Hartwig aber verschmerzen kann, weil sich Figuren und Darsteller nichts schuldig bleiben. Eher beschwerlich sind hingegen die beiden anderen Handlungsebenen, mit denen Stammautor Michael Baier die Erzählung auf neunzig Minuten streckt: Die Äbtissin (Rosel Zech) des Ordens wird von einem Besuch ihrer Vorgängerin überrascht. Schwester Wichtrud (Maria Becker) ist ein alter Drachen und reißt gleich wieder das Kommando an sich. Derweil wird im Kloster Kaltenthal das Weihnachtsfest vorbereitet: An Heiligabend sollen zwanzig Kinder beschenkt werden, darunter auch ein Junge, der im Rollstuhl sitzt und sich nichts sehnlicher wünscht, als einen Hund zu bekommen. Das hat zwar einen hohen Rührfaktor, ist aber auch allzu durchschaubar. Der Strang mit den beiden konkurrierenden Äbtissinnen wiederum ist nicht zuletzt dank der lautstark vorgetragenen Dialoge purer Boulevard. Erst gegen Ende, wenn sich alle Beteiligten glücklich im Kloster einfinden, zwei Liebende vereint werden und auch noch ein Christkind geboren wird, erreicht der Film die gewohnte Leichtigkeit und Dichte der Serienfolgen. (Text-Stand: 23.12.2008)