„Der Schwule, der Schmarotzer und der große Unbekannte“: So bezeichnet Annas Chef die drei Erzeuger ihrer Kinder. Und weil „Triple Ex“, von RTL vollmundig als „nächste Humorwelle“ angekündigt, das Etikett „Sitcom“ erhalten hat, sind die Charaktere damit schon definiert: Karl-Friedrich (Mirco Reseg) ist in der Tat erkennbar schwul, und der Lebensinhalt von Tom (Frank Maier) besteht in Episode eins darin, Annas Dusche zu benutzen. Dies wiederum hat zur Folge, dass es den alten Gag vom aufgedrehten kalten Wasserhahn, der einen Schmerzensschrei aus dem Badezimmer zur Folge hat, gleich dreimal gibt. Die Identität des großen Unbekannten wird dafür zu Beginn gelüftet, weil Anna dank ihrer wundersamen Rettung nach einem verunglückten Bungee-Sprung auf der Titelseite einer Boulevardzeitung landet: Ein Bernhardiner hat ihr das Leben gerettet, was ihn jedoch das eigene kostete. Deshalb gibt es immer wieder mal Zwischenspiele mit einer erzürnten alten Frau, die ihrem Hund nachtrauert. Dank der Berichterstattung taucht nun nach „Kafi“ und Tom auch Eugen (Alexander Schubert) im Krankenzimmer von Anna auf. Eugen ist ein zwar kluger, aber auch recht verschrobener Zeitgenosse, weshalb Anna vor neun Jahren dafür gesorgt hat, dass aus der Karnevalsbekanntschaft nicht mehr wird. Das hat auch gut geklappt, sieht man mal vom achtjährigen Albert ab, der gern wüsste, wer sein Vater ist. Und da die Abläufe in „Triple Ex“ alle weitaus komplizierter als nötig sind, muss erst noch Annas Chef Dr. Brenner (Frank Streffing) seinen Auftritt erhalten. Sie überrascht ihn prustend auf seiner Liege, als er mit Hilfe von Lachgas versucht, über die Trennung von seiner Frau hinwegzukommen. Noch mehr Kummer bereitet ihm allerdings die Tatsache, dass er zwar den Hund behalten hat, aber seinen Sohn nicht mehr sehen darf, und Anna erkennt nun, was sie Eugen antut. Also endet Folge eins damit, dass die seltsame Großfamilie nun unter einem Dach wohnt, denn Eugen zieht kurzerhand ins selbe Haus. Und weil der Hund von Dr. Brenner, wie der Zufall so spielt, ein Bernhardiner ist, für den er gar keine Zeit hat, ist auch der trauernden Oma geholfen.
Der Kritiker von TV-Spielfilm sieht es ganz ähnlich:
„Jeder Gag kündigt sich Minuten vorher an und schießt meilenweit am Ziel vorbei, der Slapstick scheint einstudiert, und sämtliche Figuren wirken wie Karikaturen. Doch was noch schlimmer ist: Die Geschichte hat überhaupt kein Herz.“
Foto: RTL
Das ist ganz schön viel Handlung für eine bloß gut zwanzig Minuten kurze Folge und entsprechend flott erzählt, und vermutlich könnte die Geschichte auch ganz witzig sein, wenn die Regie bei der Inszenierung nicht den ältesten Komödienfehler der Welt begangen hätte: Praktisch jede Einstellung trägt einen fetten „Comedy!“-Stempel. Wie dünn dennoch die Gagdichte ist, zeigt sich nicht zuletzt an den wiederholten Gewichtsanspielungen, auf die Anna jedes Mal äußerst dünnhäutig reagiert. Was an guten Scherzen gespart wurde, müssen die Schauspieler mimisch wieder ausgleichen, weshalb sie dauernd Mund und Augen aufreißen. Schade ist es dabei vor allem um Diana Staehly (vom ZDF für „Hanna Hellmann entdeckt), die ebenfalls viel dicker aufträgt als nötig und manchmal wirkt, als hätte RTL die Regisseure aufgefordert, sie wie eine schlechte Kopie von Annette Frier zu inszenieren.
Nachdem der Handlungs-Claim in der Auftaktepisode abgesteckt worden ist, geht es in den weiteren Geschichten darum, die um Annas sexuell aufgeladene und als „Teufel mit Titten“ verschriene Schwester Marlene (Susan Hoecke) ergänzte Patchwork-Familie mit allerlei Herausforderungen zu konfrontieren. Das schlichte Schema ist dabei immer wieder das gleiche: Ein Ereignis im Epilog führt zu einer Kettenreaktion. In Folge zwei feiert der Clan unter der Überschrift „Gutes Zelten, schlechtes Zelten“ Annas Geburtstag beim gemeinsamen Campingwochenende, was selbstredend zu allerlei Chaos führt. Spaß macht das nur, wenn man Rülpsen lustig findet, sich über Furzdialoge amüsieren kann und große Freude daran hat, wenn jemand mit einem Zelt auf dem Kopf in glühende Kohlen stolpert. In Folge drei („Das Nacktfoto“) dreht sich alles um einen Schnappschuss, der Anna offenbar unvorteilhaft nach der Geburt ihres ersten Kindes zeigt. Tom hat das Foto samt Album auf dem Flohmarkt verkauft. Anna kauft es völlig überteuert zurück, aber dann landet es aufgrund einer Taschen-Verwechslung ausgerechnet bei Dr. Brenner, der ihre Bemühungen, die Beutel auszutauschen, als Anmache missversteht. Er wiederum hat auf dem Flohmarkt einen Stapel Sexzeitschriften erstanden, weshalb es nun zu einer Vielzahl entsprechend zweideutiger und nicht sonderlich niveauvoller Anspielungen auf weibliche Oberweiten kommt. In „Das Klassentreffen“ (Folge vier) spielt Brenner ebenfalls eine größere Rolle als die drei Ex-Männer: Weil ihre ehemaligen Mitschüler ausnahmslos tolle Berufe haben, gibt sich Anna als Zahnärztin aus. Prompt wollen alle in ihre Praxis, wo sie sich nun zur Verwunderung ihres Chefs als Chefin aufführt.
In der Theorie sind die situationskomischen Momente tatsächlich amüsant, aber die Umsetzung ist stellenweise nicht auszuhalten, weil gerade die Nebendarsteller ständig grimassieren und viel zu laut sind. Zum eher abschreckenden Gesamteindruck passt außerdem die einfallslose Zwischenmusik von Dynamedion. Die Komponistengruppe sorgt auch für die akustischen Kapiteltrenner in der RTL-Serie „Der Lehrer“, aber dort klingen sie weitaus abwechslungsreicher. Kein Wunder, dass die Zuschauer von „Triple Ex“ weniger angetan waren als zuvor von „Magda macht das schon“ auf dem gleichen Sendeplatz.