Zwei wilde Herzen, pochend im Rhythmus der Großstadt. Für Augen-Blicke gibt es so etwas wie Nähe. Doch wo man sonst hinschaut in Oliver Hirschbiegels schmutzigem kleinen Hinterhof-Thriller „Trickser“, herrscht nur Verfall, Misstrauen und die Gier nach Geld. Zwei Ganoven und ein Girlie schlagen sich auf Liebe und Tod um die Beute eines Bankraubs. Als „ein universales modernes Märchen“ bezeichnet der in Hamburg lebende Regisseur seinen Film. „Ein Film Noir voll intensiver Farben“ heißt es vollmundig im Presseheft.
Dominique Horwitz spielt Erik, den Feinsinnigeren eines Gangster-Duos. Mit einer Plastiktüte großer Scheine sitzt er in einem leerstehenden, baufälligen Haus fest. Er hat sich ein Bein gebrochen und fürchtet mit Recht den Unmut seines wenig zimperlichen Partners (lie-benswert cool: Jochen Nickel). Da kommt ihm die hübsche Schlagzeugerin Lennie (mehr als nur sexy: Eva Haßmann) gerade recht, die mit ihrer Band im Keller des Hauses probt. Doch sie durchschaut Erik schnell. Und auch sie könnte das Geld gut gebrauchen. „Trickser“ sei ein „Film über Missverständnisse, über zwei, die permanent versuchen, sich auszutricksen und dennoch zusammengehören“, sagt Horwitz.
„Oliver Hirschbiegel verlässt sich in seinem raffinierten Kammerspiel auf seine exzellente Besetzung. Dominique Horwitz erhielt für seine Darstellung den TV-Preis Goldener Löwe. Feiner und fieser Hamburg-Krimi“ (TV-Spielfilm)
Vom Genre her ist „Trickser“ ein auf den Kopf gestellter Krimi. Die Story ist schlicht, die Dramaturgie streng, die Bildsprache mit der häufig verkanteten Kamera und dem Spiel mit Licht und Schatten ist ungewöhnlich für die ARD-Primetime (wenngleich der Film der NDR-Beitrag zur Frühjahrs-Staffel der „Wilden Herzen“ ist). Zugleich ist es ein Schauspielerfilm. Eine ungewöhnliche Kombination also. Abgeguckt habe Hirschbiegel diese Mixtur, die Action und Drama verbindet, bei den Hongkong-Movies. „Diese Filme verstehen es exzellent, eine rabiate Action zu kombinieren mit sehr stringenten emotionalen Szenen. Auch ich finde es wichtig, dynamischen Szenen Ruhemomente folgen zu lassen. Ich will mich einlassen auf die Figuren.“ Für jedes „Trickser“-Bild übrigens zeichnete der Regisseur ein eigenes Storyboard.
Hirschbiegel kam aus der Kunst- und Experimentalfilm-Ecke, bevor er sich mit zwei preisgekrönten „Tatorten“ und zahlreichen „Kommissar Rex“-Folgen auch im TV-Mainstream einen Namen machte. „Es war für mich ein sportlicher Ehrgeiz, eine Serie fürs kommerzielle Fernsehen zu drehen, ohne bei der Qualität Abstriche zu machen“, betont er. Für Furore sorgte er zuletzt mit seinem politischen Kammerspiel „Das Urteil“ (NDR/Premiere), ein Zwei-Personen-Stück mit Klaus Löwitsch und Matthias Habich, die sich dafür vor zwei Wochen einen Grimme-Preis abgeholt haben. Zur Zeit dreht Hirschbiegel in München ein Polizeidrama für Pro Sieben – in den Hauptrollen: Tobias Moretti und Heino Ferch. (Text-Stand: 1998)