Gerhard König sieht sich als „bescheidener Diener der Gerechtigkeit“. Er ist ein Anwalt, der ans Gute und Soziale im Menschen glaubt. Nichts konnte und kann ihn aus der Ruhe bringen – weder Wackersdorf in seinen Straßenkampfzeiten noch heute konservative Staatsanwälte oder inkompetente Mitarbeiter. Das soll sich ändern, als ihm die geliebte Tochter den Mann vorstellt, von dem sie mit einem Strahlen sagt, er sei der Mann ihres Lebens. Bisher war Papa davon überzeugt, dass er dieser Mann sei. Er legt sich mächtig ins Zeug, damit es so bleibt.
Was 25 Jahre galt, kann doch nicht plötzlich Schnee von gestern sein! „Trau niemals deinem Schwiegervater“ lebt von dieser Überzeugung seines Helden und das TV-Movie kostet diese (tragi)komisch aus. „Der ist so ausgeglichen und ruhig – genau wie Papa“, schwärmt Tochter Lara von ihrem Chris. Davon ist bald nicht mehr viel zu spüren. Weil Gerhard König alle Register zieht, um den Schwiegersohn in spe zu vergraulen, und dieser tatsächlich einiges zu verbergen hat, liegen bald bei allen die Nerven blank. Die Hochzeitsvorbereitungen werden zum Horrortrip, die mit einer lebensgefährlichen Angelpartie auf winterlichem Eis und einer Familienzusammenführung mit Stones-Musik und Joint fast zum Erliegen kommen.
Schwiegereltern-Komödien sind seit dem US-Erfolg „Meine Braut, ihr Vater und ich“ der Themenrenner in Kino- wie Fernsehkomödien. Zahllose Schwiegermonster, von Robert de Niro und Jane Fonda bis Fritz Wepper und Katrin Sass, versuchten amüsant, aber schließlich doch vergeblich, Keile zwischen die jungen Liebenden zu schlagen. In der äußerst vergnüglichen Sat-1-Komödie ist es nun Walter Sittler. Die Abnabelungsstory wird dem Zuschauer aus seiner Perspektive nahe gebracht. Und sein Papa ist alles andere als ein herzloses Monster. Das sorgt gelegentlich für eine kleine Träne der Wehmut. Vor allem aber ist „Trau niemals deinem Schwiegersohn!“ einer jener Wohlfühlfilme, bei dem einen am Ende die 90 Minuten nicht reuen. Ganz im Gegenteil: Dieses königliche Trio, wunderbar nuanciert gespielt von Walter Sittler, Teresa Harder und Neuentdeckung Jana Klinge, ergänzt um das Schwiegervater-Brechmittel Chris, ausgerechnet gespielt von Schwiegermutter-Schwarm Arne Lenk, hat man als Zuschauer nach einer Stunde so sehr lieb gewonnen, wie es einem bei Familienserien häufig nicht mal nach mehreren Folgen passiert. (Text-Stand: 16.5.2006)