Es braut sich was zusammen am Himmel über Berlin. Die Vorwehen einer Katastrophe zeichnen sich früh ab. Doch keiner will es dem jungen Mann, der in den USA Tornados erforscht hat, glauben. Ignorant sind nicht nur die Politiker, ignorant ist auch der Vater des Warnenden, selbst Meteorologe, einer der alten Schule. Er schließt einen Tornado über Berlin kategorisch aus. Die Zuschauer wissen, dass es anders kommen muss in einem Film, der „Tornado“ heißt und für den eine 25köpfige Animationscrew sechs Monate die Rechner rauchen ließ. Und so fegt denn der titelgebende Tornado über die Hauptstadt hinweg. Der Fernsehturm am Alexanderplatz wird zur tödlichen Falle und im Schatten des Brandenburger Tors türmen sich die Luftmassen zu einem Monsterwirbel. Wer das tricktechnisch perfekte und wirkungsvoll montierte Katastrophen-Szenario sehen will, muss lange warten.
Ansonsten kommt einem das alles dramaturgisch doch sehr bekannt vor. Kein Wunder, hat nach den Mega-Events „Die Sturmflut“, „Die Luftbrücke“ und „Dresden“ mal wieder teamWorx die Hand am Reißbrett. Da ist mal wieder die Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss, da ist der klassische Vater-Sohn-Konflikt, der einmal nicht tödlich endet, und auch in „Tornado“ weiß der Held, was es für ein melodramatischer Effekt ist, wenn er „Casablanca“-like freiwillig Verzicht übt. Auch Weißkittel dürfen nicht fehlen. Doch statt der Krankenschwester tritt dem Zuschauer eine junge Ärztin entgegen. Die muss noch zu sich finden, so wie ein gestresster Medienmann zu seiner Herzallerliebsten, die der telegenen Bedrohung wegen von Anfang an des Augenlichts beraubt wurde.
Foto: Kabel 1 / Conny Klein
Wen diese Aha-Effekte nicht stören und wer Vergnügen findet am Popcornkino der starken Reize, der wird sich bestens bei diesem bis ins Detail durchgestylten Katastrophenfilm unterhalten. Mit geschultem Blick auf Hollywood wird von der ersten Minute an systematisch Spannung produziert. Die moderne Filmästhetik sorgt dafür, dass die Vorahnungen zum auch optisch wirkungsvollen Spiel mit bösen Omen werden. Und die visuellen Effektemacher tun ihr übriges. „Ich wollte diesen Film nur dann machen, wenn seine Effekte auf dem Niveau sind, das die aus dem Kinofilm ‚Twister’ kennen“, sagt Produzentin Ariane Krampe.
Tornados bilden sich dort, wo kräftige Schauer und Gewitter auftreten und sehr warme auf sehr kalte Luftmassen stoßen. Deshalb musste der Film im Hochsommer spielen. Gedreht wurde aber von September bis Anfang Dezember. Den Schauspielern verlangte das einiges ab. „Es war für sie sehr anstrengend, bei teilweise eisigen Temperaturen im T-Shirt an der Windmaschine vorbei zu laufen“, so Krampe. Probleme anderer Art hatten die Requisiteure. Sie mussten für die Schlussszene am Alexanderplatz drei Monate lang Sperrmüll sammeln. Sie bekamen 15 Tonnen zusammen. Mit Eismassen mussten sich die Special-Effects-Leute herumschlagen. Ein Tornado bringt oft Hagel mit sich. Also hieß es für den richtigen Unwetter-Look crashen: insgesamt 45 Tonnen. (Text-Stand: 4.9.2006)