Das Almbrücker Feuerwehrfest liegt in den letzten Zügen. Ein Jugendlicher fordert den Polizisten Georg Hofmeier in der Dorfwirtschaft wütend zum Wetttrinken heraus. Der lässt sich nicht zwei Mal bitten. Am nächsten Morgen ist der Junge tot. Kreislaufversagen infolge einer Alkoholvergiftung. Dem Polizisten wird angst und bange – doch die Freunde halten dicht. Schließlich sind auch sie nicht schuldlos. Nachdem der Fall zu den Akten gelegt wird, fragt die Schwester des Toten die Leute weiter aus. Jene Nina will wissen, wie es zu den vier Promille im Blut kommen konnte. Die junge Frau lebt seit Jahren in München, sie fühlt eine gewisse Mitschuld, da sie sich nach dem Tod des Vaters wenig um den Bruder gekümmert hat. Sie will verstehen. Für Georg wird die Lage immer bedrohlicher. Als Gastwirt Karl eine Anzeige wegen Alkoholausschank an Minderjährige bekommt, steht Georg in der Pflicht. Doch was kann ein Dorfpolizist schon ausrichten gegen die Jugendschutzbeauftragte der Polizei. Ninas Ermittler-Elan erlahmt auch nicht, als sie und Georg sich ineinander verlieben. Und dann kommt auch noch heraus, weshalb der Tote so eine Wut auf Georg Hofmeier hatte.
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In „Tödlicher Rausch“ sind es einmal nicht die langen Schatten der Vergangenheit, die auf die Gegenwart einwirken. „Es sind die kleinen menschlichen Schwächen, die zu großem Unheil führen“, so Regisseur Johannes Fabrick. „Menschen machen Fehler und stehen nicht dazu. Sie sind nicht bereit, die Konsequenzen zu tragen.“ So kommt diese voralpenländische Tragödie ins Rollen. Die Beschleunigung ergibt aus der Enge des Schauplatzes und der Nähe der Menschen zueinander, aus Abhängigkeitsverhältnissen und schuldhafter Verstrickung. „Georg ist kein böser Mann, er nimmt auf seinem Lebensweg nur einmal die falsche Abzweigung“, betont sein Darsteller Fritz Karl. Und dann steckt er drinnen in der Lügenfalle und reitet sich immer tiefer ins Verhängnis. Ihm gegenüber steht Nina, eine Frau, die sich schuldig fühlt und die voller Trauer ist. Ihre „Ermittlungen“ sollen ihren Schmerz betäuben.
„Tödlicher Rausch“ ist ein Drama, das sich aus einer realistischen Ausgangssituation in eine klassische Tragödie schraubt. Der gut geschriebene, klug konstruierte, sensibel und atmosphärisch visualisierte Fernsehfilm wird getragen von Lisa Maria Potthoff und Fritz Karl. Sie machen wenig Worte und verkleistern ihr Schweigen nicht bedeutungsvoll. Beständig suchen ihre Protagonisten nach Fassung. Nina will ihre tiefen Wunden nicht zeigen (nur ein Mal bricht es aus ihr heraus), und Georg seine Schuld, sein falsches Spiel nicht sichtbar werden lassen. Das ist angenehm kleines Drama. Gleiches gilt für die Art und Weise, wie das Thema „Trinken als Volkssport“ sich durch die 90 Minuten zieht. „Bei so einem Fest, da knallt sich jeder weg“, sagt ein Freund des Toten – und meint jugendliches Komasaufen. Dass dieses Phänomen nicht vom weißblauen Himmel fällt, wird in zahlreichen Szenen angedeutet: Trinken aus Gewohnheit, Trinken aus Angst, Saufen vor lauter Frust, Saufen als Prüfung. Dann endet der Rausch tödlich. Nebenbei wie im richtigen Leben. Und das nicht nur ein Mal.