„Was gibt es Schöneres, als in den Armen einer bezaubernden Frau zu sterben!?“ Besser als sterben freilich wäre zu leben und diese Frau zu lieben. So jedenfalls sieht es der Held des romantischen Pro-Sieben-Thrillers „Tödlicher Duft“. Ein unbedarfter Mister Durchschnitt, der in Hitchcock-Manier einer geheimnisvollen Schönen erliegt und den Sebastian Koch, ein Mann für alle Fernsehfälle, als deutscher Cary-Grant-Verschnitt gewohnt sympathisch verkörpert.
Es trifft ihn unvorbereitet, dafür „bis runter zum Magen“. Es ist Liebe auf den ersten Blick, die jenen Robert, einen philosophisch kundigen Künstler mit der Lizenz zum Taxifahren ereilt hat. Auf der Flucht vor einem Killer stieg sie in seinen Wagen, gab ihm einen Auktionskatalog und eine Diskette, ein flüchtiger Blick – und schon war sie wieder draußen. Er muss die mysteriöse Unbekannte wiedersehen – nicht nur, weil diverse Dunkelmänner hinter ihr her sind und die Polizei sie für eine Mörderin hält. Bald ist auch noch die rumänische Botschaft im Spiel und von Giftgashandel die Rede. Doch Robert will nur das eine: die eine!
„Tödlicher Duft“ fällt aus der Reihe der üblichen Pro-Sieben-Thriller. Weniger Action und Tempo, dafür mehr menschliche Wärme und größere Identifikationsdichte. Sebastian Koch als der deutsche Harrison Ford, zunächst brav gescheitelt und zugeknöpft bis zum Hals, trägt den Film. „Robert wächst über sich hinaus“, so der Wahlberliner. „Er zeigt, dass in jedem noch so normalen Typen ein Held schlummert.“ Als allerdings zwischenzeitlich eine Doppel-gängerin der Schönen auftaucht (oder spielt sie ihm was vor?), gerät der junge Mann emotional gehörig aus dem Tritt. „Diese magischen Momente des Zaubers zwischen zwei Menschen, diese Begegnung, die neue Welten eröffnet, die ewige Sehnsucht nach der anderen Hälfte von sich selbst – das sollte von vornherein für die Geschichte wichtiger sein als das Giftgas-Thema“, betont Pro-Sieben-Redakteurin Bernadette Schugg. Der Spionageplot indes: ein einziger Hitchcockscher McGuffin Marke „Der unsichtbare Dritte“, einzig und allein Vorwand für den finalen Kuss auf dem Dach einer Chemieanlage. Für Deutschland sei das etwas Besonderes. „Das romantische Motiv hat bei uns in Krimis keine Tradition.“
Außer auf Sebastian Koch setzte die Produktionsfirma übrigens auf ein reines Ost-Team. So spielen Neuentdeckung Susanna Simon, Petra Kleinert als bodenständige Taxibraut („Unser Lehrer Doktor Specht“) und Kieling-Sohn Florian Martens („Ein starkes Team“) die tragenden Nebenrollen. Und für die auffallend atmosphärischen Bilder sorgten der Defa-erfahrene Jan Ruzicka („Polizeiruf“) und der preisgekrönte Kameramann Dieter Schill. (Text-Stand: 1995)