Provinzkrimis sind eine feste Größe im deutschen Fernsehen. Da ziehen die Schatten der Vergangenheit auf, da kommen Verbrechen aus grauer Vorzeit ans Tageslicht. Die Familie als Hort des Unheils, die Idylle ist stets eine trügerische. Die klassischen Fälle, von Vergewaltigung durch den Nachbarn, von Kindesmissbrauch bis hin zu Mord in all seinen Varianten, wir haben sie alle schon gesehen. Inzest wie in „Tod in der Eifel“ war lange nicht.
Autor Holger Karsten Schmidt tat gut daran, seinem letzten gelungenen ZDF-Krimi aus der Pampa, „Der Tote in der Mauer“, nicht nacheifern zu wollen, sondern den vorhandenen Krimi-Suspense (man kennt einen Teil der Täter) zu nutzen, um mit dessen Spannungskurve ein Vater-Tochter-Drama in Gang zu setzen. Da das szenische Konzept eher auf Reduktion angelegt war – wenig Action, Redl schwieg sich durch den Film, aber auch Maria Simons Kommissarin war keine Labertasche –, ging die Rechnung mit den zwei Genres auf. Dass sich die Umgangsformen des Alltags mit der markigen Genrehaftigkeit vertrugen und dass die weit her geholte Geschichte, in der sich auch der Vater, selbst Polizist, schuldig machte, nicht besonders irritierte, war nicht nur ein Verdienst eines bis in die kleinen Rollen überzeugenden Schauspielerensembles, sondern spricht auch für das gut gedrechselte Buch von Vollprofi Schmidt („Die Sturmflut“), der sich hier einmal von der Event-Movie-Dramaturgie erholen konnte. Allein die konventionelle Regie mit dem ZDF-typischen Sounddesign fiel ein wenig ab. 6,64 Millionen Zuschauer bedankten sich für spannende 90 Minuten. (Text-Stand: 9.2.2009)