Eine junge Frau kommt in ihr Heimatdorf, um sich zu erholen von einer gescheiterten Beziehung. Sie erfährt, dass ihre beste Freundin einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Es ist der vierte Mord an einer Mittzwanzigerin innerhalb von zwei Jahren. Ein Serienmörder geht um in der bayerischen Provinz. Das Vertraute erscheint der Heimgekehrten plötzlich fremd und bedrohlich. Jeder im Ort kann der Mörder sein. Und jeder hat einen Verdacht. Auch sie. Aus der Ahnung wird die richtige Spur und das bedeutet: Sie könnte die Nächste sein.
Es ist Winter. Die Gefühle sind auf Eis gelegt, die Gesichter eingefroren, seltsam grimassenhaft. Es herrscht eine trügerische Stille in dem Film von Diethard Klante. „Tod einer Freundin“ ist ein psychologischer Thriller, der das Umfeld des Verbrechens auslotet, bevor er sich in die Seelen der in der niederbayerischen Einöde ausharrenden Menschen begibt. Klante, der sich an Goethes dramatische Devise „Im Grunde ist jeder Mensch zu allem fähig“ hält, erstellt im zweiten Teil des Films ein genaues Psychogramm des Mörders. „Er ist kein Monster, keine Bestie, auch er ist ein Mensch“, diese Botschaft ist ihm wichtig, „Neid, Minderwertigkeitskomplexe sind fundamentale Wurzeln abartig menschlichen Verhaltens.“ Der Täter, so viel sei verraten, ist tatsächlich einer aus der Mitte der Dorfgemeinschaft. Klante: „Der Film erzählt davon, dass ein normaler Mensch den Abgrund in sich trägt.“
Die junge Heldin, die zur Projektionsfläche der Angst wird, spielt die 29-jährige Katrin Bühring. Für den Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hat, war sie ein Glücksfall: „Diese Schauspielerin trägt die Verletzlichkeit und Einsamkeit der Figur ins Gesicht geschrieben“, schwärmt Klante von der gebürtigen Brandenburgerin. Ihre Heimat hat sie am Theater gefunden. Doch wenn es im Fernsehen außergewöhnliche Frauenfiguren zu spielen gibt, Frauen, Mitte 20, die auf der Suche sind nach sich selbst, dann sagt sie nicht nein. „Jahrestage“, der erste HR-„Tatort“ mit Sawatzki und Schüttauf oder der Debütfilm „In einer Nacht wie dieser“ zählen zu ihren herausragenden Filmen. Größte Anerkennung in Form eines Grimme-Preises fand ihre Rolle in dem Stasispitzeldrama „Romeo“.
Foto: ZDF / Christian A. Rieger
Man glaubt kaum, wenn man sie in ihrem neuen Film so sieht, den Fellmantel als Schutz gegen die soziale Kälte bis unters Kinn geschlagen, dass sich ihr die Rolle erst „nach umfassender Vorarbeit“ erschloss. „Ich brauchte lange Zeit, bis ich mich dieser Tina annähern konnte“, sagt sie. Bühring stattete ihre Studentin auf Heimurlaub mit einer tief in der Familiengeschichte verwurzelten „Grundangst“ aus, eine Angst, die die Heldin bei jedem Menschen verspüre. Auch mit der Täter-Psychologie hat sie sich zur Vorbereitung auf die Dreharbeiten hinreichend beschäftigt. „Manchmal legt sich von einem Moment zum anderen ein Schalter im Kopf eines Menschen um, und es soll vorkommen, dass eine Person ihre Tat wieder total vergisst.“ So erklärt sie sich das Morden eines unbescholtenen Bürgers.
„Tod einer Freundin“ wird von Katrin Bührings Gesicht getragen. Das Schaulaufen der anderen namhaften Darsteller sorgt dafür, dass dieser konventionell erzählte, dramaturgisch rasch durchschaubare Film mit nicht gerade brillanten Dialogen, zumindest zu einem kurzweiligen Mörder-Ratespiel wird. Neben Devid Striesow, Janek Rieke und Teresa Harder in den größeren Rollen, glänzen renommierte Schauspieler wie Manfred Zapatka, Franziska Walser, Frank Giering oder André Hennicke in Mini-Auftritten. Das ist der große Vorteil, wenn einer wie „Altmeister“ Diethard Klante einen neuen Film dreht.