Aschberg hat es Finn Zehender angetan. Der Privatdetektiv hat in dem norddeutschen Dorf einen Hof erstanden. Allerdings droht ihm die Bank mit Zwangsvollstreckung – sollte er binnen weniger Tage nicht 150.000 Euro aufbringen. Als dann auch noch der von Amnesie geplagte Ex-Dorfpolizist Mühlfellner auftaucht, der nicht mehr weiß, dass er sich mit Zehender einst auf Leben und Tod angelegt hatte, greift dieser erst mal zur Pistole. Wenig später fällt eine Taube tot vom Himmel – und beide stecken plötzlich mittendrin in einem Entführungsfall mit einer Lösegeldforderung in Millionenhöhe. Eine Frau vom LKA ist schon vor Ort. Doch die Geldübergabe geht schief und Mühlfellner wird zu allem Übel auch noch als Geisel genommen. Da müsste für den Detektiv doch auch noch was zu holen sein. Bald ist er den Entführern auf den Fersen, dann sieht er sich einem tödlichen Kugelhagel gegenüber.
Foto: ZDF / Sandra Hoever
Holger Karsten Schmidt über Finn Zehender & Hinnerk Schönemann:
„Das Besondere an der Figur ist, dass ich sie auch mit Facetten ausgestattet habe, die nicht eben sympathisch sind. Der Hang zur Großspurigkeit etwa oder eine gewisse Dreistigkeit im Umgang mit anderen Menschen oder eigene Fehler nicht zugeben zu können oder zu wollen. Das Besondere an Hinnerk Schönemann ist, er bringt es fertig, dass wir ihm wegen dieser charakterlichen Defizite nie wirklich böse sind. Bei ihm finde ich mich bereit, Dinge zu verzeihen, die ich anderen nicht durchgehen lassen könnte. Außerdem bedient er wie kein Zweiter den hauchdünnen Grat zwischen Ernst und Groteske.“
In „Tod einer Brieftaube“ gibt es Dinge zu sehen, die es in anderen Dorfkrimis nicht zu sehen gibt. …Ein Privatdetektiv, der mal eben spontan mit seiner Knarre eine Million Euro von seiner Dorfbank erpresst. Eine Geldübergabe mit Striptease. Millionen vom Winde verweht und ein Spezialdübelhersteller-Millionär, der mal eben locker nachlegt, obwohl er keinen Hehl daraus macht, dass er findet, sein Sohn sei die vielen Millionen nicht wert. Eine neue Verhörtechnik mit eingebauten psychophysischen Foltermethoden und ein Ex-Polizist, der seine Aggression („Ich bin nicht dick“) nicht unter Kontrolle hat… Schon bei „Mörder auf Amrum“ fielen in den Kritiken in Ermangelung deutscher Beispiele immer wieder die Coen-Brüder mit ihrer spezifischen Art, die Genres gegen den konventionellen Strich zu bürsten. Mit dieser Genre-Ironie ist auch „Tod einer Brieftaube“ ausgestattet. Dennoch läuft von den drei augenzwinkernd aufbereiteten TV-Arbeiten des Erfolgsgespanns Schmidt/Imboden, die nach drei ernsthafteren Kooperationen entstanden sind, der neue Film am unrundesten. Das mag daran liegen, dass eine Finalspannung kaum noch besteht. Die Geschichte setzt sich zusammen aus aufregenden bis schrägen Szenen, die bisweilen ein bisschen zufällig zusammengepuzzelt scheinen. Dennoch ist dieser wilde, trocken humorige Mix immer noch sehr viel aufregender als die vielen stupiden, ernsthaften Whodunits, bei denen allenfalls nervende Buddy-Kommissare für den Witz zuständig sind.