Der einen schlägt das Ticken der biologischen Uhr zunehmend aufs Gemüt, die andere sieht sich für alle Zeiten aus dem Rennen geworfen um einen attraktiven Arbeitsplatz. Nur eines haben die Karrierefrau und die allein erziehende Mutter in dem Fernsehfilm „Tausche Kind gegen Karriere“ gemeinsam: beide sind unglücklich. Aus einer Sektlaune heraus beschließen sie, eine Zeit lang einen Teil ihrer Lebensumstände zu tauschen. Die eine möchte erfahren, wie es ist, mit Fläschchen und Kinderwagen zu hantieren, die andere ist heiß darauf, wieder als Anwältin mit Akten und Paragrafen zu jonglieren.
Es ist einer jener typischen Was-wäre-wenn-Plots, wie man sie häufig im Unterhaltungsfernsehen findet. Christos Yiannopoulos und Petra Welzel haben das Thema am Zeitgeisthorizont abgefischt. Die beiden Düsseldorfer sind ein Paar, haben zwei Kinder und wissen, worüber sie schreiben. „Wir sind privilegiert, wir können Kinderbetreuung und Arbeit flexibel planen“, betont Yiannopoulos. Bei vielen Freunden sieht das anders aus. Besonders die Frauen sind benachteiligt. „Das Thema ist sicher nicht die Erfindung des Rades, aber es ist und bleibt nun mal das wichtigste Thema für viele Frauen.“
Biographie-Tausch und Rollenwechsel sind seit jeher beliebte Motive im Kino. Aber auch TV-Movies haben so manchen Body-Switch initiiert, und das Real-Life-Fernsehen hat immer wieder gern getestet, was passiert, wenn Menschen aus ihrer Rolle fallen oder in andere soziale Kontexte entlassen werden. „Tausche Kind gegen Karriere“ – wer assoziiert damit nicht das Reality-Format „Frauentausch“?! Die Macher taten es offenbar nicht. „Ich weiß gar nicht, ob ich während des Schreibens überhaupt etwas von dieser ‚Frauentausch’-Geschichte mitbekommen habe“, sagt Yiannopoulos. Auch die Redakteure hätten nie davon geredet. Und der ZDF-Fernsehfilmchef Hans Janke sieht den Themenklau eher in umgekehrter Richtung: “Der Fernsehfilm wird von der Seite angefressen. Diese ganzen Reality-Geschichten sind klassische Fernsehfilmstoffe.“
Der Film von Michael Rowitz sieht mal wieder wie ein verzweifelter Versuch des ZDF aus, einen „jungen“ Fernsehfilm zu machen. Rowitz orientierte sich in Tempo und Look an „Sex and the City“, ohne an den Witz und die Doppelbödigkeit der Serie heranzureichen. „Tausche Kind gegen Karriere“ beginnt kurzatmig wie eine Comedy, zwischenzeitlich fließen Tränen, und alles endet mit Blicken, die Katharina Böhm, Esther Schweins und Oliver Korittke in Konkurrenz mit der Rama-Familie treten lassen. (Text-Stand: 31.1.2005)