Tatort – Zwischen zwei Welten

Stefan Gubser, Delia Mayer, Michael Schaerer. Flückiger & die "spirituelle Heilerin"

Foto: SRF / Degeto / Winkler
Foto Volker Bergmeister

„Zwischen zwei Welten“, der sechste „Tatort“ aus Luzern, ist ein durchschnittlicher Krimi. Der Fall um eine ermordete Frau, die drei Kinder von drei verschiedenen Männer zurücklässt, ist düster, wird sehr entschleunigt erzählt, ist routiniert und unspektakulär inszeniert. Der Luzerner Ermittler Reto Flückiger hat zweifelsohne seine Qualitäten, ist eine durchweg geerdete Figur. Aber das Ganze schleppt sich doch allzu sehr dahin, wirkt zuweilen bemüht & die Geschichte ist überkonstruiert. Mit dem österreichischen „Tatort“ kein Vergleich!

ORF und SRF liefern regelmäßig ihre Beiträge zur ARD-Vorzeige-Reihe „Tatort“. Doch während die Österreicher mit dem Duo Harald Krassnitzer / Adele Neuhauser seit Jahren für starke Stücke stehen und sorgen (gerade erst gab es dafür den Grimme-Preis), haben die Eidgenossen so ihre liebe Not, da qualitativ mitzuhalten. Auch der neue Schweizer „Tatort – Zwischen zwei Welten“ müht sich eher vergeblich. Der Fall ist düster, wird sehr entschleunigt erzählt, ist routiniert und unspektakulär inszeniert. Der Luzerner Ermittler Reto Flückiger hat zweifelsohne seine Qualitäten, ist eine durchweg geerdete Figur. Aber das Ganze schleppt sich doch allzu sehr dahin, wirkt zuweilen bemüht und die Geschichte ist überkonstruiert.

Donna Müller wird von einer Brücke gestoßen und ist sofort tot. Sie hinterlässt drei Kinder – von drei verschiedenen Vätern. Das städtische „Care-Team“ wird gerufen, die Kinder zur Beobachtung ins Kinderspital gebracht. Weder die Drei noch Donnas engste Freundin wissen, was Donna am Abend ihres Todes vorhatte und wer ein Interesse an ihrem Tod haben könnte. Einzig der Vater der Ältesten, Emma, macht sich durch seine hasserfüllten Aussagen über seine Ex und seine Mitgliedschaft in einer radikalen Vätergruppe verdächtig. Der Vater der Jüngsten, Alisha, wohnt zwar in Luzern, hat aber weder zu Donna noch zu seiner Mutter Kontakt. Er ist verheiratet, das Mädchen ist das Ergebnis eines Seitensprungs. Und auch Ravi sieht seinen Vater, der in Indien in einem Ashram weilt, nur ganz selten.

Tatort – Zwischen zwei WeltenFoto: SRF / Degeto / Winkler
Der „spirituelle Heiler“ Pablo bietet der Polizei seine Hilfe an. Grégoire Gros, Delia Mayer & Sefan Gubser im 6. Luzern-„Tatort“

Die Luzerner Ermittler Reto Flückiger & Liz Ritschard greifen zu ungewöhnlichen Methoden, nehmen die Hilfe eines „Mediums“ in Anspruch. Denn Donna hat eine Ausbildung zur „Spirituellen Heilerin“ gemacht. Ihr Lehrer Pablo Guggisberg, dem die übersinnliche Fähigkeit zugeschrieben wird, mit Toten kommunizieren zu können, bietet der Polizei seine Hilfe an. Während Liz Emmas Vater Daniele Rossi, der im Dauerstreit mit seiner Ex lag, verdächtigt, hat Reto so seine Zweifel. Die spirituelle Sitzung führt zu nichts. Das Medium erklärt, der Kontakt zur toten Donna sei plötzlich abgebrochen. Weiss Pablo mehr, als er zugibt?

Es ist die nunmehr sechste Luzerner Folge des Schweizer „Tatort“. Michael Schaerer, der mit seinem ersten Langspielfilm „Stationspiraten“ sehr positiv auf sich aufmerksam gemacht hatte, hat sie mit gutem Timing und pfiffigen Details in Szene gesetzt. Er kennt das Duo Flückiger/Ritschard, hat bereits beim zweiten Fall mitgearbeitet, damals als Schnittmeister (unter der Regie von Tobias Ineichen). Die beiden Autorinnen Eveline Stähelin und Josy Meier setzen in „Zwischen zwei Welten“ den Trend fort, im Eidgenossen-„Tatort“ eher Familiendramen zu erzählen denn Krimispannung zu liefern. So entwickelt sich die Story zunehmend schleppend, die Idee, ein „Medium“ als Unterstützung für die Kommissare einzubauen, scheint zwar eine gewitzte Idee zu sein, gibt aber letztlich nicht viel her.

Zu sehr müssen neben den spirituellen letztlich weltliche Themen herhalten – wie die Gruppe, die sich für „Väterrechte“ einsetzt und in ihrem Hass Jagd auf Frauen macht. So wird das eigentliche Familiendrama, das Hin- und Hergerissen-Sein der Kinder, ihre Bindungs- und Orientierungsprobleme, mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt, geopfert einer Dramaturgie, die unbedingt Spannung erzeugen will, was allerdings auch nicht sonderlich gelingt. Was gefällt, ist das Zusammenspiel der beiden Ermittler, hier Flückiger, der mittlerweile auf seinem Boot lebt, da Liz Ritschard, die sich in dieser Folge outet. Das Problem ist die eher konventionelle Story. Der „Tatort – Zwischen zwei Welten“ ist so letztlich nur ein durchschnittlicher Krimi. Ob die Schweizer – ähnlich wie die Österreicher – noch mal die Kurve kriegen? Da ist große Skepsis ist angebracht. (Text-Stand: 21.3.2014)

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Reihe

SRF

Mit Stefan Gubser, Delia Mayer, Grégoire Gros, Hans-Caspar Gattiker, Annina Walt, Anna Fritz, Miriam Japp

Kamera: Stéphane Kuthy

Schnitt: Barbara Gies

Musik: Lorenz Dangel

Produktionsfirma: Zodiac Pictures

Drehbuch: Eveline Stähelin, Josy Meier

Regie: Michael Schaerer

EA: 21.04.2014 20:15 Uhr | ARD

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