Der Krimi handelt vordergründig von Industriespionage, aber letztlich geht es um persönliche Befindlichkeiten. Schon die ersten Einstellungen vermitteln diese Doppelbödigkeit: Zu den Aufnahmen von Fertigungsrobotern ertönt eine von Saxophonsoli dominierte gefühlvolle Filmmusik, die stark an Soundtracks der Achtzigerjahre erinnert. Sie sorgt für eine Emotionalität, die das Drehbuch der vermeintlich spröden Thematik förmlich abringen muss: Der Leiter (Hary Prinz) der Forschungsabteilung eines High-Tech-Unternehmens verhält sich während eines Coaching-Seminars ungewöhnlich aggressiv. Kurz drauf wird er beim Rudern auf der Donau aus der Ferne erschossen; wie in so vielen Krimis stellt sich im Zuge der Ermittlungen heraus, dass der Mann ein übler Zeitgenosse und von Feinden umzingelt war.
Natürlich konzentriert sich das Drehbuch auf die Mördersuche, aber mindestens ebensoviel wert legt Autor Thomas Baum auf das Zwischenmenschliche. Für Verstärkung soll ein dramaturgischer Spiegeleffekt sorgen, der zunächst allerdings vom Handlungskern wegzuführen scheint. Der Geschäftsführer der Firma, Hannes Kubek (Jan-Gregor Kremp), hat Ärger mit seiner Tochter (Phillippa Galli) und deshalb auch mit seiner Frau (Petra Morzé): Bianca hat einen neuen Freund, der dem Vater gar nicht genehm ist. Da auch Eisner (Harald Krassnitzer) wenige Folgen zuvor unerwarteten Nachwuchs (Sarah Tkotsch) bekommen hat, der allerdings schon fast erwachsen ist, arrangiert Baum die eine oder andere Parallele. Das ist nicht immer plausibel, lässt sich aber prima auf die Spitze treiben, als sich die schwangere Bianca von einem Hochhausdach stürzen will. Es ist zwar nicht sonderlich realistisch, dass sich Claudia Eisner zu ihr gesellt und die beiden Teenager erst mal einen Joint rauchen, bevor sie das Dach verlassen, aber es ist eine dankbare Filmszene. Sie ist auch insofern typisch, als Baum den scheinbar eigentlichen Handlungshintergrund, die Ereignisse innerhalb der Firma, immer mehr verlässt. Deshalb wirken die verschiedenen Auftritte eines Betriebsrats, der die Stimmung unter den Angestellten aufheizt, wie Fremdkörper. Als sich schließlich herausstellt, dass dem Unternehmen bahnbrechende Ideen gestohlen worden sind, spielt das kaum noch eine Rolle; die Auflösung dieser Nebenebene wirkt prompt wie aus dem Hut gezaubert, zumal die verräterische Mitarbeiterin zuvor allenfalls am Rand aufgetaucht ist. Seltsam auch, dass Eisner zum Flughafen rast, um ihre Flucht zu verhindern, anstatt den Abflug der Maschine durch einen Anruf zu verzögern, aber das wäre natürlich längst nicht so dramatisch.
Selbstverständlich handelt es sich bei dem Mord wie in den meisten Krimis dieser Art um eine Beziehungstat, und fast ebenso selbstredend ist die Mörderin nicht die Frau, die der unauffällig inszenierte Film (Regie: Holger Barthel) als Täterin anbietet; dabei hätte die von Julia Stemberger als biblische Dulderin gespielte Physikerin, die nicht nur der kluge Kopf hinterm ermordeten Abteilungsleiter, sondern auch dessen Geliebte war, gleich mehrere Motive gehabt. Deshalb vermittelt der eigentliche Filmschluss das Gefühl, Baum habe nach einer Lösung gesucht, auf die nun wirklich niemand kommen würde; selbst auf die Gefahr hin, dass sie unglaubwürdig ist. Aber die stimmungsvolle Musik (Yullwin Mak) ist wirklich schön.