Im dritten Film kommt es raus, das Geheimnis, das den Stuttgarter Kommissar Thorsten Lannert als Figur so reizvoll machte. In den ersten beiden Filmen mit dem neuen Duo aus der schwäbischen Metropole wurde seine Vergangenheit als VE in Hamburg nur angedeutet. Jetzt holt sie ihn ein: Ein Waffenhändler, auf den Lannert einst angesetzt war, scheint plötzlich auch in Stuttgart aktiv zu sein. Jedenfalls trägt ein Mord am Flughafen seine Handschrift. Ein Schuss in den Rücken, ein weiterer durch die Hand: eine Warnung für potenzielle Verräter.
Spätestens mit diesem ausgezeichneten dritten Fall für Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) zeigt sich, wie gut die Entscheidung des SWR war, Holger Karsten Schmidt die Filme als Trilogie gestalten zu lassen. So hatte der fleißige Autor, der große Stoffe („Der Seewolf“) ebenso drauf hat wie den klassischen Krimi („Der Tod in der Eifel“), die Chance, die Figur des wortkargen Lannert nach und nach zu entwickeln. Eine deformierte Kugel auf dem Schreibtisch sowie Fotos von Frau und Tochter gaben dem Kommissar eine mysteriöse Aura. Da gleichzeitig zwischen den beiden grundverschiedenen Hauptfiguren eine kollegiale Freundschaft entstand, war klar, dass Bootz irgendwann die richtigen Fragen stellen würde.
Foto: SWR / Stephanie Schweigert
Regisseur Rainer Matsutani setzt das Drehbuch konsequent als klassischen Polizeifilm um. Das funktioniert vor allem deshalb, weil der kultivierte Victor de Man ein großartiger Gegner für Thorsten Lannert und Filip Peeters genau der richtige Gegenspieler für Richy Müller ist, dem Schmidt zudem einige verdammt coole Auftritte geschrieben hat. Bildung und vollendete Manieren hindern de Man nicht daran, Waffen an die Taliban zu liefern. Dank Matsutanis Führung der Darsteller ist der gegenseitige Respekt der beiden Männer stets spürbar. Aber der Waffenhändler ist, wenn auch höchst indirekt, am Tod von Lannerts Familie beteiligt gewesen; vom Killer, dem er ihm damals nach der Enttarnung des Vermittlers auf den Hals gehetzt hat, ganz zu schweigen. Die entsprechenden Rückblenden inszeniert Matsutani enorm intensiv. Kaum hat man sich vom Schock erholt, steht der Killer von einst erneut bei Lannert vor der Tür; wie die Regie diese Action-Szene auflöst, das ist ganz großes Fernsehen.
Dabei ist all dies beinahe bloß Nebenhandlung, denn der eigentliche Fall von „Tödliche Tarnung“, der die ganze Sache ins Rollen bringt, will ja auch noch gelöst werden; selbst wenn es beinahe unmöglich scheint, den hochintelligenten und aalglatten Waffenhändler zu überführen. Dass es auf dem Revier zwischendurch kräftig menschelt, wirkt zunächst deplaziert, ist aber unvermeidliche Hinführung zur großen Schluss-Geste, die für Lannert und Bootz der Beginn einer wundervollen Freundschaft sein könnte. (Text-Stand: 1.3.2009)