„Eine noch kürzere Ehe als üblich“, brummelt Keppler, wie immer nicht sehr feinfühlig. Vor ihm auf der Wiese liegt ein frisch verheiratetes Ehepaar, „totgeschlagen wie ein Tier“, so der Spusi-Kollege. Nach der blutigen Hochzeitsnacht heißt es antreten zum Speicheltest für die Gäste der Feier. Nur einer, ein die Braut abgöttisch verehrender Fitnessfetischist, verweigert die Speichelprobe und steht sogleich unter dringendem Tatverdacht. Auch der Onkel der Braut, ein obsessiv auf Teenager fixierter Fahrlehrer, macht sich verdächtig. Und dann ist da noch Roman Rustaveli, Eva Saalfelds Jugendliebe, Deutsch-Georgier, schon in seiner Jugend ein Heimatloser, ein Zerrissener zwischen zwei Kulturen, der durch seine Arbeit als Kriegsfotograf unter noch größerem seelischen Leidensdruck steht. Er arbeitet für die Leipziger Lokalzeitung, knipst Glücksmomente wie Ekelbilder. Nachdem eine Einser-Abiturientin brutal ermordet wurde, steht Rustaveli wieder in der ersten Reihe und drückt auf den Auslöser. Ist dieser Mann neidisch auf das Glück der Anderen? Und nimmt er jetzt seine Jugendliebe ins Visier? „Ein erfüllender Beruf“ betitelt seine Zeitung ein Porträt von Kommissarin Saalfeld. Und er selbst machte die Fotos. So wie bei den beiden Mordopfern!
Miguel Alexandre hat sich an einem Krimi versucht – und ihn auch selbst geschrieben. Der Spezialist für gehobenes Melodram und Event-Formate mit Anspruch hätte besser die Finger davon gelassen. Was er da zusammengerührt hat, ist ein simpel strukturiertes Gemisch aus allen erdenklichen psychologischen Defekten: einer riecht am Strumpfband einer Toten, einer steigt virtuell und real jungen Mädels nach, einer leidet massiv unter einer posttraumatischen Störung – und auch die Kommissarin darf erzählen vom Kindstod ihrer Tochter, an dem die Beziehung mit Keppler gescheitert ist. „Todesbilder“ ist dramaturgisch schwach, wirkt thematisch überfrachtet und die Problemlagen werden dem Krimifall funktional aufgepfropft.
Die Handlung etabliert kein stimmiges Eigenleben der Figuren, sondern zielt einzig und allein auf die Affekte des Zuschauers. Dieses „Wirkungsprinzip“ gipfelt darin, dass man den Täter parallel zur Ermittlung der Kommissare „hantieren“ sieht, wobei die Kamera kopflose Bildausschnitte sucht. Das ist vorgestriges Krimierzählen, ohne jegliches Augenzwinkern in Szene gesetzt. Schaut man als Zuschauer dann noch etwas genauer hin, ist dieser „Tatort, sogar im Detail schlampig gemacht. Da stimmt häufig die Logik der Schnitte nicht. So hat sich Saalfeld in der Schlussszene offenbar in Windeseile einen Verband um ihre Wunde gelegt. Fazit: „Todesbilder“ ist ein vordergründiger, zur effektvollen Oberfläche neigender „Tatort“, der an die schlechteren kommerziellen TV-Movie-Thriller der späten 90er Jahre erinnert.