Nach zwei gründlich misslungenen Ausgaben findet der „Bodensee-Tatort'“ mit dem dritten Film endlich zu einer Größe, die der Krimi-Reihe angemessen ist. Jetzt kann man auch Klara Blum (Eva Mattes) als Kommissarin ernstnehmen: immer noch voller Sanftmut und Verständnis zwar, aber endlich nicht bloß unkonventionell, sondern auch kriminalistisch.
Das Drehbuch für „Stiller Tod“ stammt erneut von Dorothee Schön (diesmal gemeinsam mit Martina Brand), die auch schon den zumindest etwas besseren zweiten Auftritt Klara Blums, „1000 Tode“, geschrieben hat. Der Film beginnt mit einer nicht untypischen Krimi-Konstellation: Am Tatort eines Mordes wird ein Mann quasi in flagranti, auf fast frischer Tat also, ertappt; er ist blutbeschmiert und hat die Mordwaffe, ein Küchenmesser, in der Hand. Auch wenn er vorgibt, sich an nichts erinnern zu können: Der Fall ist praktisch bereits gelöst. Nur nicht für Klara Blum: „Es gibt nichts Trügerisches als eine offenkundige Tatsache“.
In der Tat sind die Dinge viel komplizierter, als es den Anschein hat. Prompt wird der Fall immer undurchsichtiger, je mehr die Kommissarin herausfindet. Geschickt entwickeln die Autorinnen ein Beziehungsgeflecht, in dem sich Staatsanwalt Fürmann (Sylvester Groth) zu verheddern droht. Der sensible Jurist hätte vor vielen Jahren beinahe seinem Leben ein Ende gesetzt, als ihn die damalige Freundin wegen eines anderen sitzen ließ. Nun droht sich dieses Schicksal zu wiederholen, denn auch seine Gattin (Julia Richter) hat ein Verhältnis – und zwar just mit jenem Mann (Janek Rieke), der praktisch schon als Mörder eines reichen Industriellen feststeht. Erst recht delikat wird die Angelegenheit, als ausgerechnet Fürmann den Fall übernehmen muss. In Klara Blum keimt ein ungeheurer Verdacht: Sollte sich Fürmann etwa dieses perfide Komplott ausgedacht haben? Andererseits sagt ihre Menschenkenntnis, dass der feingliedrige liebevolle Familienvater nie in der Lage wäre, einen derart kaltblütigen Mord zu begehen. Die Frage ist nun: Wusste Fürmann vom Verhältnis seiner Frau? Und welche Rolle spielt die Witwe des Industriellen, immerhin Erbin eines millionenschweren Vermögens?
Es sind die Details, die in Klara Blums drittem Fall, „Stiller Tod“, für die Atmosphäre sorgen. Zu Beginn des Films fällt ihr Blick auf ein zweites Paar Gummistiefel; prompt hat sie keine Lust mehr auf Tulpenzwiebeln. Ohne viel Aufhebens erinnern die Autorinnen so an den Tod ihres Mannes. Dass sich Blum und Îsi allerdings vom mutmaßlichen Mörder genauso übertölpeln lassen wie weiland Blums Mann, ist ziemlich peinlich. Aus manchen Fehlern sollte man besser lernen; vor allem, wenn sie zum Tode führen können. (Text-Stand: 2003)