Tatort – Sonne und Sturm

Furtwängler, Heerwagen, Breinersdorfer: Am Deich ist die Welt nicht in Ordnung

Foto: NDR / Maria von der Mehden
Foto Rainer Tittelbach

“Kommen Sie schnell – sonst Mord”. Per Post erreicht Kommissarin Lindholm diese Nachricht – mit im Umschlag ein vergifteter Kraftriegel. Also ab zum Adressaten nach Ostfriesland. Sie kommt wie immer zu spät. Das Buch hat einige undichte Stellen, der Film trickst sich aber Dank eines tollen Ensembles geschickt über die Runden.

“Kommen Sie schnell – sonst Mord”. Per Post erreicht Kommissarin Lindholm diese Nachricht – mit im Umschlag ein vergifteter Kraftriegel. Ein guter Tipp? Ein Hilferuf? Oder ein Fall von Produkterpressung? Der Frau aus Hannover bleibt nichts anderes übrig, als sich aufzumachen in die ostfriesische Einöde. Auch dem dritten “Tatort” mit Maria Furtwängler drückt die Provinz  ihren Stempel auf. “Sonne und Sturm” – das gibt’s an der Küste. Aber auch in so mancher Ehe. “Muss es immer erst eine Leiche geben?”, sagt sich die adrette Dame von der Mordkommission. Sie wird immer erst gerufen, wenn es zu spät ist – ein einziges Mal möchte sie so früh da sein, dass sie einen Mord verhindern kann. Doch das gelingt ihr auch diesmal nicht. Zu vergiftet ist das Verhältnis zwischen einem Ehepaar, der Tochter und dem Vater und zwischen ihm und dessen Geschäftspartner. Überdies greift noch ein Heilpraktiker, der mehr als nur Verständnis für die Ehefrau zeigt und der der Kommissarin seltsam bekannt vorkommt, ein ins mörderische Spiel.

Regisseur Thomas Jauch nähert sich der Fremde und ihren eigenwilligen Charakteren zunächst atmosphärisch. Mit dem Blick der Kommissarin dringt der Zuschauer ein in eine Welt des Klatsches, der Missgunst und wohlfeiler Kalendersprüche. Nichts Genaues weiß man nicht – und doch, geredet wird viel. Der Penetranz und Sturheit, die ihr von den Hauptverdächtigen entgegenschlägt, begegnet sie mit einem gelegentlichen Anflug von Arroganz. Die Frau hat Haare auf den Zehen – auch wenn sie zwischendurch Trauer und Melancholie überfällt ob eines Ereignisses von früher: auch damals bei ihrer Freundin kam sie zu spät. Das Buch von Fred Breinersdorfer hat kriminalistisch einige undichte Stellen, der Film trickst sich aber Dank abwechslungsreicher Szenen-Folgen, stimmigem Ambiente und ansprechender Schauspieler wie Jochen Nickel, Eva Kryll oder Bernadette Heerwagen recht geschickt über die Runden. Und wenn der Krimi mal hängt – dann gibt es ja noch Lindholms platonische Liebe, gespielt von Ingo Naujoks, dem Mann für komische Schräglagen, um die Welt hinterm Deich wieder in Ordnung zu bringen. (Text-Stand: 2.11.2003)

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Reihe

NDR

Mit Maria Furtwängler, Bernadette Heerwagen, Jochen Nickel, Harald Schrott, Eva Kryll, Ingo Naujoks, Steffen Groth

Kamera: Jörg Widmer

Schnitt: Claudia Wontorra

Musik: Stephan Massimo

Produktionsfirma: Studio Hamburg

Drehbuch: Fred Breinersdorfer

Regie: Thomas Jauch

EA: 02.11.2003 20:15 Uhr | ARD

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