Sie ist das Gesicht für die etwas anderen Geschichten – schräg, sperrig und oft spielt sie schwierige Charaktere. Er wirkt wie ein junger Götz George, wie ein ganz normaler Mann von nebenan, doch die Nerven sitzen bei seinen Figuren meist direkt unter der Haut. Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf sind die beiden Neuen am Frankfurter “Tatort”. Zwei Hochkaräter auf Krimi-Kurs. Und mit “Oskar” legten sie gemeinsam mit “Tatort”-Experte Niki Stein gleich zum Start einen außergewöhnlichen Krimi vor. “Der Film beleuchtet die Schattenseiten des Lebens, zeigt, wozu Menschen fähig sind, wenn sie völlig verzweifeln”, so Andrea Sawatzki. “Es ist ein sehr anrührender Film, und er setzt sehr viel in Bewegung.”
Im Mittelpunkt stehen zwei Fälle, die selbst zwei Profis wie Fritz Dellwo und Charlotte Sänger an die Nieren gehen. Ein totes Baby wird in einer Müllsortieranlage gefunden. Tags zuvor wurde ein Pornokinobesitzer brutal ermordet. Die Gerichtsmedizin hat alle Hände voll zu tun. Zu allem Überfluss werden auch noch die drei tatverdächtigen Jugendlichen vom Haftrichter auf freien Fuß gesetzt. Da bleibt anfangs nicht viel Zeit, um sich näher kennenzulernen. Der Arbeitsstil bestimmt das Klima. Und die Charaktere geben den Ton an.
Foto: HR / Claus Setzer
Dellwo ist ein Vollblut-Polizist. Und er liebt Hardrock à la Led Zeppelin. Auch Charlotte Sänger ist eine Eifrige: sie ist scharfsinnig, wirkt verbissen und die meisten halten sie für einen kalten Fisch. Dellwo sieht das anders. Seine neue Kollegin fasziniert ihn, weil sie ein Geheimnis hat. “Die leisen Töne, das Traurige, das zutiefst Menschliche, die Verzweiflung”, das alles hat Andrea Sawatzki gefallen an der Geschichte. Dass ihr solche Tonlagen zusagen kommt nicht von ungefähr. “Durch das, was ich an Tragischem erlebt habe, fällt es mir leichter, Figuren zu spielen, die ein schweres Schicksal stemmen müssen”, betont die Schauspielerin. Ihre Charlotte Sänger lebt noch im Haus ihrer Eltern, ihre Mutter ist ein Pflegefall. Schüttaufs Dellwo hat auch eine dunkle Seite, aber auf den ersten Blick ist er ein umgänglicher Typ. “Das Alltägliche, Routinierte, den üblichen, normalen Mann darzustellen, bei dem der Zuschauer sagt, so einen kennen wir auch, der könnte mein Nachbar sein – das reizt mich.”
Selten gab es einen so starken “Tatort”-Auftakt wie diesen vom Hessischen Rundfunk. Wer hätte das gedacht, nachdem uns Kommissar Brinkmann, der Mann mit der Fliege, jahrelang durch muffige Frankfurter Allerweltskrimis begleitet hat. (Text-Stand: 21.4.2002)