Münster ist eine Stadt voller Tradition. Auch die Mörder halten sich hier offenbar an die Geschichte. Der zu Beginn von “Mörderspiele” gefundene verschnürte Frauentorso ähnelt jedenfalls genau der Verpackungsart beim bislang berühmt-berüchtigsten Mord der Nachkriegsgeschichte der Stadt. Im neuesten Münster-“Tatort” um Copykiller, mafiose Trittbrettfahrer und ewige Fahrradklauer geht es gewohnt skurril zu. Münsterland ist Monsterland, der Kommissar, sein Rechtsmediziner und die dieses Mal extrem dominante Staatsanwältin frotzeln extrem lustvoll zusammen – zum Wohle der Zuschauer.
Eine Frauenleiche ohne Kopf wird im Aasee angeschwemmt. Im Magen – wie schon beim legendären Rohrbach-Mord im Jahre 1958 – stellt Boerne eine Unmenge von Rotwein und Trüffeln fest. Wer ist die Tote? Eine Studentin ahnt Furchtbares. Die von ihr heiß und innig geliebte Professorin ist spurlos verschwunden. Wenig später identifiziert ein einflussreicher ukrainischer Geschäftsmann die Tote als seine Frau. Zur Auflösung des Falles trägt er allerdings kaum bei. Einen Tag später baumelt die Studentin vierfach in Plastiksäcke verpackt am Turm des Münsters. Im Magen: Rotwein und Trüffel.
“Ich greif’ da in Schwämme mit 1000 Löchern – dieser Fall ist wie Qualle in Aspik.” Kommissar Thiel, eigentlich kein Jammerlappen, verzweifelt anfangs an diesem Fall. Allen wäre eine Münsteraner Lösung lieber als eine ukrainische. Doch mit der westfälischen Dickschädeligkeit, die mitunter auch vor brutalem Mord nicht zurück schreckt, haben Thiel & Co nicht gerechnet. So gerät Professor Boerne in arge Bedrängnis und wird zur Zielscheibe eines Knechts mit Schrotflinte. Letztere wird beim großen Showdown auf die Staatsanwältin gerichtet. Doch die reagiert sehr viel cooler als der reichlich verstörte Rechtsmediziner, der kurz zuvor beinahe auch noch in eine Kartoffelklaubmaschine geraten wäre. Beide sind in “Mörderspiele” die Träger des kleinstädtischen Jeder-kennt-jeden-Prinzips, während Axel Prahls Thiel sich fast ein wenig nach der Anonymität der Großstadt sehnt. “Für den Krimi ist die Enge gut so”, betont Autor und Regisseur Stephan Meyer, “es entfaltet eine reizvollere Dynamik, wenn in solche funktionierenden Beziehungsgeflechte das Chaos einbricht.“ (Text-Stand: 25.4.2004)