Ein Mann vom Jugendamt liegt erstochen in der Wohnung einer „Klientin“. Er wollte die vierjährige Tochter der überforderten jungen Frau in ein Heim bringen. War es eine Verzweiflungstat der Mutter? Hat der Vater des Kindes seine Hände im Spiel? Der hatte schon einmal das Kind entführt, weil er nicht mit ansehen konnte, wie es von seiner ehemaligen Freundin vernachlässigt wurde. Schenk und Ballauf kommen nicht weiter in dem nervenaufreibenden Fall, der auch Franziska an die Nieren geht. Nicht ohne Grund: Die Kripo-Assistentin ist schwanger. Einen ersten Schritt nach vorn erbringen die Recherchen im Jugendamt. Die Kommissare erfahren von einer Pflegefamilie, denen der Ermordete die Pflegschaft entziehen wollte. Aber ist das ein Mordmotiv? Und wo ist das vermisste Mädchen? Von ihr fehlt nach wie vor jede Spur. Derweil rastet die Mutter aus und verletzt den Ex lebensgefährlich.
„Kaltes Herz“ ist ein typischer Köln-„Tatort“. Anfangs sind die Kommissare ob der Verwahrlosungstendenzen bei der jungen Mutter erwartungsgemäß angefressen. Dann spielen sie ihr beliebtes Spiel „Ich behaupte was, du gibst mir contra – und dadurch weiß dann auch der Zuschauer Bescheid“. Der merkt auch sofort, dass die Frau fürs Kaffeekochen schwanger ist und deshalb erst mal keinen Kaffee mehr kochen muss, sondern der verstörten Mutter seelischen Beistand leisten darf, die von Ballauf und Schenk äußerst ruppig behandelt wird. Jeder Standpunkt wird auf eine Figur verteilt; so entsteht ein stereotyper Thesen-Krimi. Das ist ein wesentliches Symptom der Kölner Krankheit. Ein weiteres kommt im 46. Fall von Schenk und Ballauf erschwerend hinzu: nicht nur das Thema, auch der Krimi wird zu Tode geplottet. Die Häufung von Schicksalen, von Handlung und von Nebenschauplätzen muss darüber hinwegtäuschen, dass dem Film ein Zentrum fehlt.
So wie die Kommissare durch den Fall, so stolpern die Autoren durch die Story: ein bisschen schwanger, ein bisschen Fehlgeburt, ein Bedenkenträger da, ein Informant dort, eine aggressive Rabenmutter, die der Tochter Schlafmittel verabreicht, ein melancholischer Vater, der nichts zu melden hat, ein Jugendamt-Pullunder, ein Junkie auf Entzug, ein Girlie, das mit 12 schon kriminell war und sich heute die Arme aufritzt, eine Pflegefamilie, die betrügt, um zu überleben… Das Drehbuch bewegt sich an der Grenze zum dramaturgischen Missbrauch sozialer Notlagen. Um den Hormonhaushalt des Zuschauers anzukurbeln, werden mal eben die Kinder von der Pflegefamilie weggeholt. Die haben mit der Handlung zwar nicht viel zu tun, aber ein Emotionskick ist das allemal. Einige starke, leise Szenen hat „Kaltes Herz“ dennoch – Miriam Horwitz, Tessa Mittelstaedt, Charly Hübner und Regisseur Thomas Jauch sei Dank.