Boerne golft selbstzufrieden mit der Haute Volée – doch plötzlich baumelt ein Bankier am Baum. Thiel eilt sogleich herbei und fortan sind die beiden kaum noch zu trennen. Denn mit Börnes neuem Cabrio ist gut ermitteln – auch wenn die beiden zunächst nur die Landstraßen des Münsterlands unsicher machen. Bei der Aufklärung des Falls kommen sie nicht voran. Bald gibt es eine zweite Leiche. Wieder traf es einen ziemlich Betuchten. Dass seit Kurzem ein Trauma-Patient der nahe gelegenen Kurklinik verschwunden ist, veranlasst Thiel zu wilden Spekulationen. Nach der dritten Leiche ist er wieder am Nullpunkt angelangt. Die Münsteraner „Tatorte“ sind nicht jedermanns Sache. Auf der Beliebtheitsskala stehen sie dennoch ganz weit oben. Mit „Höllenfahrt“ von Tim Trageser („Einer bleibt sitzen“) dürfte das Team um Axel Prahl und Jan Josef Liefers auch die Skeptiker überzeugen und Freunde dazu gewinnen.
Die frische Luft tut diesem „Tatort“, der sich zum augenzwinkernden Road-Movie auswächst, sichtlich gut. Die Wortgefechte der beiden erwachsenen Kindsköpfe sind mitunter feinsinniger, ihre stichelnden Spitzen beiläufiger und die Gags poltern weniger laut als gewohnt. Die erste Stunde gefällt als Schmunzelkrimi, bei dem man vor lauter Spaß am bewegten Treiben von Thiel und Boerne den Fall schon mal vergessen kann. Im letzten Drittel befindet man sich dann plötzlich in einem ernsthaften Krimi-Drama. Dass der Übergang nahtlos gelingt, ist ein Verdienst der Schauspieler. Liefers hält sich zurück, Prahl besinnt sich auf seine Qualitäten als Realismus liebender Charakterkopf und Mark Waschke bekommt ein großes Finale. Doch den Tonlagenwechsel nimmt vor allem Nina Kunzendorf auf ihre schmalen Schultern. Drei intensiv gespielte Szenen von ihr – und der augenzwinkernde Titel „Höllenfahrt“ bekommt eine zweite Bedeutung. (Text-Stand: 22.3.2009)