Die Dialoge klingen künstlich, die Darsteller sind ungelenk und die Kulissen riechen förmlich nach Pappmaché: keine Frage, dieser „Tatort“ beginnt wie eine Daily Soap. Doch der Gag ist „Film im Film“: Die ersten Bilder des Krimis stammen tatsächlich aus der (fiktiven) täglichen Serie „Total das Leben“. Ähnlichkeiten mit Dauerbrennern wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ sind keineswegs zufällig, wie schon allein die illustren Figuren beweisen: Die Darstellerin des Serienbiestes ist auch privat intrigant, der Produzent längst pleite, die Redakteurin vom ausstrahlenden Sender Top TV eine unfähige, aber ehrgeizige Quotenzicke, und der TV-Sender zahlt nicht. All das wird nur noch übertroffen von der Dame für die Öffentlichkeitsarbeit, die skrupellos im Hintergrund die Fäden zieht; zu ihrem Handwerkszeug gehört fingierte Fanpost ebenso wie Erpressung. Kurz und gut: Wer Daily Soaps von Herzen nicht ausstehen kann, der ist bei dem Münchener „Tatort – Einmal täglich“ genau richtig.
Kein Wunder, dass der eigentliche Fall irgendwann fast zweitrangig wird: Das Zugpferd der Serie ist am Set ermordet worden. Verdächtig ist so gut wie jeder, von den eifersüchtigen Kollegen bis zu den hysterischen Fans. Repräsentanten all jener „Tatort“-Zuschauer, die Serien wie „Verbotene Liebe“ ihren halbwüchsigen Töchtern überlassen, sind die Kommissare Leitmayr (Wachtveitl) und Batic (Nemec), die vom Kollegen Carlo (Fitz) erstmal Nachhilfe bekommen. Weil die skeptischen Polizisten aber trotz Carlos Enthusiasmus keine Soap-Fans werden, sorgen sie auch weiterhin für viele boshafte Seitenhiebe auf das Teenie-Genre.
All das klingt, als hätte sich jemand den Frust von der Seele geschrieben und seine Vergangenheit aufgearbeitet. Vielleicht ist da ja was dran: Autor Markus Stromiedel war früher mal als Stoffentwickler für die Daily Soap „Marienhof“ tätig. Andererseits ist „Marienhof“ ebenso wie dieser „Tatort“ eine Produktion der Münchener Bavaria, auf deren Gelände der Film entstanden ist. Doch selbst wenn der Sender „Top TV“ ein kommerzieller ist: Es ist also auf jeden Fall eine kräftige Portion Selbstironie im Spiel. Das gilt natürlich nicht weniger für die winzige Gastrolle von Karl Moik als launiger Leichenbeschauer („Wir müssen alle mal gehen“). In Bestform sind auch Wachtveitl und Nemec, die dank Stromiedel mit Pointen nur so um sich werfen dürfen; Regisseur Peter Fratzscher sorgt aber dafür, dass auch dieser „Tatort“ bei aller Freude an der medialen Selbstreferenzialität in erster Linie Krimi bleibt.