Nachdem sie ihr seelisches Gleichgewicht verloren hatte, befindet sich Lena Odenthal noch immer in der Reha. Als in der Nähe ihrer Therapie-Einrichtung ein Mord passiert, entlässt sich die Kommissarin wenig später selbst. Aber ist sie wieder ganz die Alte? Ein Pferdepfleger ist erstochen worden. Und auf der Koppel liegt ein brutal misshandeltes Pferd. Lena gibt ihm den Gnadenschuss und löst damit bei seiner Besitzerin eine Panikattacke aus. Es ist nicht die erste Tierschändung in der Gegend. Und es gibt bereits einen Verdächtigen: Für die neue Kollegin von Odenthal und Kopper, die Fallanalytikerin Johanna Stern, besteht kaum ein Zweifel daran, dass der deutlich verhaltensauffällige Systemtechniker Gerd Holler der „Pferderipper“ ist. Könnte er auch der Mörder sein? Ist seine Hemmschwelle so sehr gesunken, dass nach Tieren nun Menschen dran glauben müssen? Der junge Mann hat allerdings ein Alibi. Bliebe vielleicht eine Eifersuchtstat. Die Besitzerin des toten Pferdes, Sylvia Magin, ist die Verlobte eines renommierten Anwalts und ein scharfer Feger. Hatte sie eine Affäre mit dem Toten?
„Die Sonne stirbt wie ein Tier“ – ein ungewöhnlicher Titel für einen Odenthal-Kopper-„Tatort“. Aber er ist dennoch typisch für diesen in mehrfacher Hinsicht „gewollten“ Krimi aus der Pfalz, dem man etwas zu überdeutlich anmerkt, dass er anders sein will als die vielen Business-as-usual-Fälle der letzten Jahre. Autor Harald Göckeritz versucht, an Lena Odenthals Lebens- und Identitätskrise aus der Jubiläumsfolge, die zugleich die Antwort auf die Krise des Ludwigshafener „Tatort“ ist, anzuknüpfen. Noch immer fremdelt sie ein wenig mit der jungen konkurrierenden Kollegin; außerdem will die Kommissarin künftig Beruf und Privates stärker voneinander trennen. Die gemeinsame Wohnung mit Kopper, den sie plötzlich Mario nennt, dürfte bald Geschichte sein. Aber ist es wirklich eine gute Idee, die notwendige Veränderung des in die Jahre gekommenen „Tatort“-Ablegers über die Psychologie der Heldin anzugehen? Müssen nicht vielmehr die Geschichten und ihre Erzählweisen andere werden? So ein bisschen etwas hat sich da ja getan in den beiden letzten Filmen von Patrick Winczewski, „Blackout“ und „Die Sonne stirbt wie ein Tier“, auch in Bezug auf die Bildgestaltung seines Kameramannes Andreas Schäfauer. Der Look wirkt cooler, was nicht schlecht zu jener häufig nachts spielenden Geschichte um Psychos, Panikattacken und einen Hauch Porno passt.
Dramaturgisch aber ging Göckeritz kein allzu großes Wagnis ein; die Verquickung des Krimiplots Marke „hoppla, hier kommt der Mörder“ und der dagegen überaus fesselnden Angst-Biografie des sexuell gestörten Tierschänders (überzeugender Newcomer: Ben Münchow) ist eher halbherzig. Vielleicht befürchtete Göckeritz eine zu große Nähe zum Ausnahme-„Tatort – Borowski und der stille Gast“ mit Lars Eidinger als sanfter „Triebtöter“, der sich in den Nahbereich fremder Frauen schleicht (und am Ende davon kommt). Die Verwechslungsgefahr hält sich aber deutlich in Grenzen: entstand aus dem Mehrwissen im Milberg-„Tatort“ eine subtile Thriller-Spannung ziehen Winczewski & Co alle Register vordergründiger Spannungsmache: man fährt – nicht nur beim Last-Minute-Rescue – viel zu viel Sound auf; auch in den Bildern wird alles ziemlich dick aufgetragen, nach dem Motto: wenn nichts mehr hilft, dann müssen blutige Effekte her. Und so schwankt dieser „Tatort“ letztlich unentschieden zwischen Drama & plakativem Thrill. (Text-Stand: 25.12.2014)