Ein aufgebrachter Ehemann sucht seine Frau. Die tanzt derweil auf dem Tisch des dörflichen Clubheims und führt dort – welch ein Wahnsinn – die Polonaise an. Für den Schöngeist Christian Seitz ist das die Hölle… „Mona konnte tun, was sie wollte – bis auf Sex“, gibt der Journalist später zu Protokoll. Für den einen, Fritz Schönborn, den versoffenen Versicherungsfuzzi, stimmt das nicht so ganz. Die schöne Mona und der schöne Fritz waren einst das Traumpaar des Ortes. Jetzt, nach 20 Jahren, lief offenbar mal wieder etwas zwischen den beiden. Doch an diesem Abend hat der Spaß endgültig ein Ende. Sie gehen im Streit auseinander; Mona droht ihrem Ex-Lover. Wenig später wird sie von einem Pickup bedrängt und eine tiefe Uferböschung hinuntergestoßen. Am nächsten Morgen rekonstruiert die Polizei den Tathergang: kein Unfall, sondern Mord! Allein es fehlt Monas Leiche.
Die spannende und mit viel Dorf(feier)ambiente angereicherte Exposition von „Die schöne Mona ist tot“ legt bereits die Fährten für die Geschichte dieses „Tatorts“. Aus den Ermittlungen von Blum und Perlmann ergeben sich drei Hauptverdächtige, der betrogene Ehemann, der betrügende Liebhaber und dessen nicht so ahnungslose Ehefrau. Der Fall erweist sich als schwierig, denn ohne Leiche kein Mord! Es wird ein Nervenspiel aus Unterstellungen, Vernehmungen, Bedrohungen, bei dem immer deutlicher wird, weshalb der zugereiste Seitz, aber auch die schönste Versuchung, die dieses Bodenseedorf je hatte, sich den Zorn der Bewohner zugezogen haben. Schwer lastet der Himmel auf dem See, doch noch viel schwerer ist die Last, die offenbar der Witwer trägt. Die Mannsbilder im Ort gehen sich gegenseitig an den Kragen. Und dann lädt der Bruder der schönen Mona sein Gewehr durch. So ergeben sich dramatische Miniaturen: die Dorfseele kocht, der Intellekt dreht durch – und die Kommissare haben alle Hände voll zu tun, der Selbstjustiz einen Riegel vorzuschieben.
Kaum ein „Tatort“-Ermittler präsentiert rhetorisch so einwandfrei und psychologisch so anschaulich dem Verdächtigen und dem Zuschauer das Mordmotiv wie Klara Blum. Was sich sonst bei Eva Mattes’ Figur krimitechnisch arg brav und bieder vermittelt (mit bedeutungsvollem Augenaufschlag: mal sehen, wie der Beschuldigte reagiert), das bekommt in Wolfgang Stauchs Drehbuch einen doppelten Boden. Der Autor spielt dramat(urg)isch mit dieser billigen Marotte vieler TV-Krimis. Und so ist „Die schöne Mona ist tot“ endlich mal wieder ein guter Bodensee-„Tatort“. Ein gelungener Whodunit – interessant die Figuren, stark die Motive, wendungsreich die Handlung, konzentriert die Inszenierung. Und wenn der Krimiplot mal etwas lahmt, sorgen die Charaktere für das nötige Drama und die Schauspieler für eine nachhaltige Präsens: hier Sylvester Groth, leichenblass, die sinnlose Existenz in die Furchen des Gesichts geschrieben; dort Ronald Zehrfeld mit herausfordernder Grinsefresse und leisem Fluch auf den Lippen. Und der Clou des Ganzen kommt früh genug, um diesem „Tatort“ noch ein dichtes und nachhaltiges Finale zu geben.