Von Beginn an liegt eine seltsame Stimmung auf diesem „Tatort“ um Lena Odenthal. So überschaubar der Fall um einen Raubmord und das mittelständische Milieu einer Speditionsfirma zunächst auch scheint, so undurchschaubar sind die Charaktere, die Thomas Freundner dem Zuschauer ohne ästhetischen Schnickschnack präsentiert. Geheimnisse machen sich in einem Krimi immer gut, aber hier geben sie mehr als die genreüblichen Rätsel auf: Hinter der Fassade einer vermeintlichen Familienbande lauert die Titel gebende „Dunkle Seite“. Auch dramaturgisch überrascht der Film mit zunehmender Dauer. So lassen die Autoren den ermordeten Mörder bereits zur Halbzeit im eigenen Blut baden.
Und so ist dieser „Tatort“ aus Ludwigshafen zwar ein klassischer Whodunit-Krimi, doch die Knalleffekte und unvorhersehbaren Wendungen machen den Film im zweiten Teil zu einem höchst intensiven Gedankenspiel für den Betrachter. Am Ende, nach zwei Morden und einem eher dilettantischen Raub, hält die Auflöung eine Überraschung parat, die aber nicht aus dem Hut gezaubert wird. Die Gesten, die Blicke der wunderbaren Jeanette Hain deuten immer mal wieder etwas an in diese Richtung. Ohne zu viel zu verraten: dem Film gelingt es sehr gut, sein Thema in den Krimi einzubauen, ohne die Spannung an „die gute Absicht“ zu verraten. Passend dazu die Strenge, die Freundner hier seinen sonst oft zu gut aufgelegten Kommissaren Odenthal und Kopper verordnet. (Text-Stand: 6.5.2007)