Münsterland ist Mörderland. Ein Promi-Heilpraktiker, der sich darauf spezialisiert hat, der Fruchtbarkeit unglücklicher Frauen auf die Sprünge zu helfen, wird tot auf seinem Hof aufgefunden. Zu Fall gekommen oder gebracht – und anschließend verblutet. Die Ehefrau des Toten steht neben sich. Doch bei den anderen im Dorf geht das Leben weiter. Der Bauer von nebenan hütet seine Rinder. Seine Frau schiebt wie paralysiert ihren Kinderwagen, ihre Schwiegermutter sprüht Gift mit jedem Blick. Und in der Dorfkneipe schweigen sich drei seltsame Brüder aus. Die Spurenlage ist bescheiden und die Stimmung zwischen Thiel und Boerne wegen offener Spielschulden auf dem Tiefpunkt. Erst als der Kommissar eifrig Gen-Material sammelt und der Gerichtsmediziner im Labor Gott spielen darf, kommen die Ermittlungen in Gang. Und dann ist ganz plötzlich das Baby der Nachbarin verschwunden…
Foto: WDR / Wolfgang Ennenbach
Zehn Jahre „Tatort“ Münster. 32 Filme zwischen Krimi und Komödie. Da gab es hübsch Skurriles, einige Albernheiten und häufig Fälle, die den Krimi zur Nebensache machten. Bei „Das Wunder von Wolbeck“ ist Vieles anders. Autor Wolfgang Stauch sucht nicht die sichere Pointe, den schnellen Lacher, hier bleibt das Schräge nicht an der Oberfläche, sondern geht tiefer, dringt in Situationen oder Bilder ein. Platt ist hier nur das Land. Das Absurde dominiert in dieser Geschichte: durchgeknallte Charaktere mit großem Bewegungsdrang, merkwürdige Tiere, gelangweilte Pfauen, zeugungsunwillige Bullen, skurrile Behauptungen, die das Team um Kommissar Thiel in Lachkrämpfe ausbrechen lassen. Und auch Boerne sorgt für komische Irritationen: der sonst so Selbstverliebte hat plötzlich wie Gene Wilder in Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…“ die Liebe zu einem Paarhufer entdeckt. Irgendwann muss er die geliebte Ziege gehen lassen. Zum Abschied verspricht er ihr: „Ich komm dich jedes Wochenende besuchen.“ Die Groteske gewinnt die Oberhand.
Und der Zuschauer kann sich wundern und kopfschüttelnd – wie auch der Kommissar – in sich hineinschmunzeln. „Das Wunder von Wolbeck“ ist kein Film um sich auf die Schenkel zu klopfen. „Sie sollten auch mal was einwerfen; macht den Kopf klarer“, lallt die Witwe. Wir wissen nicht, ob Tiefenbacher & Co etwas eingeworfen haben, wir wissen nur: Wir haben es mit einem phantasievollen Film zu tun, der endlich mal ein filmisches Äquivalent (dazu gehört auch der Einsatz der Country-liken Musik) zum verspielten Krimikomödien-Genre (ver)sucht. Auch wenn die Optiken nicht immer schlüssig sind und auch wenn einige Szenen seltsam anmuten in ihrer Entrücktheit und unkonventionellen Montage, den Münster-„Tatort“ mal nicht witzelnd zuzuquatschen ist ein Gang in die richtige Richtung: Auch wenn die ungewohnte Erzählweise dieser „Tatort“-Episode die eine oder andere Zuschauer-Million kosten könnte – nach zehn Jahren sollte man bei fast 10 Millionen Zuschauern etwas wagen.