Tatort – Château Mort

Mattes, Bezzel, Koch, von Manteuffel, Marc Rensing. Krimi-Zeitreise ins Jahr 1848

Foto: SWR / Martin Furch
Foto Volker Bergmeister

Ermittlungen auf zwei Ebenen, und diese liegen sage und schreibe 166 Jahre auseinander: Der „Tatort – Château Mort“ bietet eine kriminalistische Geschichtsstunde, eine kleine Weinkunde und den wohl am weitesten zurückliegenden Mord in der „Tatort“-Geschichte. Doch auch wenn die Fälle durchaus interessant verschachtelt sind, aus seiner Betulichkeit und Blutleere kommt der „Tatort“ vom Bodensee nicht heraus. Der Countdown für Kommissarin Blum und Kollege Perlmann, Mattes & Bezzel, läuft: noch drei weitere Fälle, dann ist Schluss.

Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) müssen den rätselhaften Mord an einem jungen Arbeitslosen aufklären. Der wurde mit einem Rucksack voll wertvoller Flaschen Wein im Bodensee versenkt. Die Kommissarin sucht dazu einen Schweizer Weinpapst (Felix von Manteuffel) auf, um mehr über den Fund zu erfahren. Dabei begegnet sie ihrem Schweizer Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch), der gegen Auktionshäuser ermittelt, die teure Sachwerte an Leute verkloppen, die ihr unversteuertes Geld sicher im Ausland parken wollen. Unter anderem auch uralten, kostbaren Wein. Während Klara und Matteo auf dem kleinen Dienstweg gemeinsam unterwegs sind, kümmert sich Perlmann um die Herkunft des Weines und kommt dabei einem Fall aus dem 19. Jahrhundert auf die Spur. Darin geht es um Hochzeitswein der Annette von Droste-Hülshoff, von dem sich etliche Flaschen in den Schweizer Depots deutscher Steuerbetrüger wiederfinden. Und um den Funken später Liebe, dem Perlmann in einem vergessenen Weinkeller auf die Spur kommt.

Tatort – Château MortFoto: SWR / Martin Furch
Weinkennerschaft mit großer Geste zelebriert. Eva Mattes, Robert Koch & Felix v. Manteuffel im Bodensee-„Tatort – Château Mort“

Es beginnt mit einer Zeitreise – ins Jahr 1848, mitten hinein in die Badische Revolution. Der Anführer des Aufstands wird eingemauert, dann geht es in die Gegenwart: zu einer Wasserleiche. Und bald schon ermitteln die beiden Kommissare auf zwei Zeitebenen und – nicht zum ersten Mal – auf zwei Seiten des Bodensees. Autor Stefan Dähnert (schrieb u.a. auch Klara Blums ersten Fall „Schlaraffenland“ und ist der Erfinder der Figur) verknüpft die Handlungsfäden geschickt und routiniert miteinander, nutzt den historischen Teil der Badischen Revolution, um dem aktuellen Fall um Steuerbetrug, Fälschungen und Mord eine tiefere Dimension zu geben und stellt ein Gedankenspiel rund um die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff an. Das ist durchaus eine originelle Idee, doch dramaturgisch schleppt sich der „Tatort – Chateau Mort“ schwerfällig dahin, überraschende Wendungen fehlen und die kleine Geschichtsstunde um die Badische Revolution ist eher brav und bieder geraten.

Regisseur Marc Rensing („Parkour“) setzt nicht auf Action, längere Dialog-Passagen, ruhige Ermittlungsarbeit am Schreibtisch und eine kleine, zarte (Beinahe-)Bande zwischen Klara und Matteo beherrschen die Szenerie. Gut eingebunden sind die wenigen historischen Szenen um Annette von Droste-Hülshoff und die Revolution von 1948. Es ist die Liebe zu den Details, es sind die kleinen Szenen, die „Château Mort“ einen gewissen Reiz geben: Da ist der zum Kreis der Verdächtigen gehörende Ignaz Popp, der sich „Iggy“ Popp nennt, da gibt es eine kleine Weinkunde in einer herrlichen Szene mit Weinpapst Lichius (prägnant und präzise gespielt von Felix von Manteuffel), da sind die Auftritte der wunderbaren Sibylle Canonica als gerissene Auktionschefin und da ist ein Kommissar, der Droste-Hülshoff-Gedichte rezitiert und die Wahrheit im Wein sucht, wie es die alten Lateiner ja schon vorgegeben haben. Es ist der wohl älteste Mord in der „Tatort“-Geschichte, den Frau Blum und Perlmann per Zufall aufklären, aber der Superlativ reicht nicht aus, um den Bodensee-“Tatort“ aus seiner Betulichkeit und Blutleere herauszubringen. Das gilt auch für die zusätzliche Ebene mit Klaras aufkeimender Hoffnung auf eine Liaison mit Matteo und ihre Angst vor dem Alleinsein im Alter.

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Reihe

SRF, SWR

Mit Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Robert Koch, Isabelle Barth, Felix von Manteuffel, Sibylle Canonica, Jenny Schily, Thomas Bohm, Laszlo I. Kish, Justine Hauer

Kamera: Jürgen Carle

Schnitt: Isabelle Allgeier

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Stefan Dähnert

Regie: Marc Rensing

Quote: 9,38 Mio. Zuschauer (25,6% MA)

EA: 08.02.2015 20:15 Uhr | ARD

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