Tatort – Blutschuld

Wuttke, Thomalla, Kornatz. The same procedure: die Betroffene & der stille Brüter

Foto: MDR / Steffen Junghans
Foto Volker Bergmeister

Die Leipzig-Cops auf der Zielgerade: Im 20. und vorletzten Einsatz bekommen es Saalfeld & Keppler mit einem geheimnisvollen Maskenmann zu tun, der eine blutige Spur hinterlässt. Da bleibt es nicht bei einer Leiche. Stefan Kornatz zeichnet für Buch und Regie verantwortlich, erzählt radikal und filmisch ansprechend eine Familientragödie. Doch Thomalla und Wuttke bleiben in ihren Rollen weiter starr verhaftet; so gibt es nicht viel Neues aus dem Osten.

Ein Abfallunternehmer wurde im Schlafzimmer seines Hauses erschlagen. Das Geld aus dem Wandtresor ist gestohlen, doch die Brutalität des Mordes deutet für die Kommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) nicht auf einen Raubmord, sondern eher auf eine Tat aus Wut oder Hass hin. Unter Verdacht gerät der Ex-Firmenpartner des Opfers (Uwe Bohm). Dessen Tochter wurde fünf Jahre zuvor bei einem Verkehrsunfall getötet. Am Steuer saß der Unternehmer. Wollte der Vater den Tod seines Kindes rächen? Auch die  erwachsenen Kinder des Opfers geraten in den Fokus der Ermittlungen. Der Sohn (Tino Hillebrand) hat eine Jugendstrafe wegen Raubes mit schwerer Körperverletzung abgesessen und gibt vor, die Versöhnung mit seiner Familie gesucht zu haben. Die Tochter ist verheiratet mit einem Angestellten der Firma ihres Vaters. Der stand nach einem Erpressungsversuch kurz vor der Entlassung… Und dann gibt es ein weiteres Opfer.

Wilde Zeiten in Leipzig: Den Einstieg hat Stefan Kornatz wie einen Videoclip inszeniert: schnelle Bildfolge, starke Musik. Dann der Zeitsprung: vier Jahre später. Bis die Wahrheit ans Licht kommt wird viel geprügelt und geschrien im „Tatort – Blutschuld“. Der Regisseur, der bereits zwei bemerkenswerte „Tatort“-Episoden gedreht hat – „Es ist böse“ (HR, mit Król & Kunzendorf) und „Mord auf Langeoog“ (NDR, mit Möhring), zeichnet hier erstmals allein für Buch und Regie verantwortlich. Als Berater hat er sich einen Profi geholt, der den HR über Jahre beraten hat und mit dem Kornatz in „Es ist böse“ bereits zusammen gearbeitet hat: Axel Petermann – Kriminalist, Profiler und Autor, einige seiner Fälle wurden bereits für die „Tatort“-Reihe umgesetzt. Petermann zeigt stets Menschen in Extremsituationen, Menschen, die außer Kontrolle geraten und deren handeln stets schwer nachzuvollziehen ist.

Tatort – BlutschuldFoto: MDR / Steffen Junghans
Ein Gläschen Sekt? Die Tochter des Mordopfers (Natalia Rudziewicz) trauert auf seltsame Weise im MDR-„Tatort – Blutschuld“.

So auch im neuen Leipzig-„Tatort“. Doch hier trifft Kornatz auf ein Ermittler-Duo, bei dem man schon seit einigen Folgen das Gefühl hat, dass die Luft raus ist. Es ist der 20. Fall für Simone Thomalla und Martin Wuttke; eine Folge kommt noch Ende 2015, dann ist endgültig Schluss. Die von ihnen gespielten Kommissare stecken zu sehr in ihren festgefahrenen Rollen. Aus denen kann und will der Autor und Regisseur sie auch im „Tatort – Blutschuld“ nicht befreien. Eva Saalfeld muss wieder ihre Betroffenheitsmine aufsetzen und sich Vorwürfe machen, Andreas Keppler ist der ewig langsame Brüter, der die Dinge eher in sich hineinfrisst als sie rauszulassen. Da findet kaum mehr eine Entwicklung statt, das macht auch der aktuelle Fall deutlich. Allzu viel müssen die beiden in Dialogen erklären, obgleich der Krimi durchaus Action zu bieten hat (nicht aufgesetzt, sondern überwiegend aus der Geschichte heraus).

Die Besetzung ist unspektakulär, aber durchaus stimmig, nur bei einer Rolle darf und muss man die Frage stellen, was eigentlich die „Tatort“-Koordinationsstelle der ARD beim WDR in Köln so tut. Denn Uwe Bohm war erst einen Sonntag vor diesem „Tatort“ in der Bodensee-Episode ebenfalls einer der Hauptverdächtigen. Irgendwie schade, auch wenn der Schau-spieler nichts dafür kann, wenn er allsonntäglich den vermeintlich bösen Buben mimen muss. Dass er es kann, beweist er. Nur der Zuschauer hätte mehr Abwechslung verdient.  Der „Tatort – Blutschuld“ ist eine Familientragödie, eine Eruption aufgestauten Hasses. Stefan Kornatz erzählt das radikal bis zum körperbetonten, blutigen Finale. „Waren wir zu früh oder zu spät?“ richtet Eva am Ende die Frage an ihren Kollegen und Ex-Mann. Der schweigt – wie meistens. Sie gehen nicht zu früh, die beiden Leipzig-Cops… einmal dürfen sie noch ran.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

MDR

Mit Martin Wuttke, Simone Thomalla, Uwe Bohm, Bernhard Schütz, Natalia Rudziewicz, Tino Hillebrand, Lisa Hagmeister, Alexander Khuon

Kamera: Andreas Doub

Szenenbild: Károly Pákozdy

Schnitt: Ulrike Hano, Annette Duve

Musik: Stefan Will, Marco Dreckkötter

Produktionsfirma: Saxonia Media

Produktion: Jan Kruse

Drehbuch: Stefan Kornatz

Regie: Stefan Kornatz

Quote: 9,40 Mio. Zuschauer (25,8% MA)

EA: 15.02.2015 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach