Wann ist ein Mann ein Mann? Cenk Batu alias Mehmet Kurtulus jedenfalls gibt nicht nur dem „Tatort“ ein neues Gesicht, auch das Männer-Bild wirkt relativ ungewohnt in der Krimi-Bastion. Cool und markant, wortkarg und elegant – das ist alles andere als Beamtenmentalität und Dienst nach Vorschrift, wie man es oft in anderen TV-Revieren sieht. Der Neue aus Hamburg ermittelt undercover. Das erklärt die Neuerungen, zu denen auch die optisch zupackende Ästhetik (großartig die Kamera von Martin Langer) gehört, die nicht viel Worte macht. Für den Zuschauer bringt das ein Umdenken mit sich. Bei „Auf der Sonnenseite“ lohnt es sich, flexibel zu sein. Der Film von Richard Huber besitzt eine thrillerartige Grundspannung, ist sehr sinnlich erzählt und gönnt dem vereinsamten Wolf zunehmend emotionale Tiefe. Der physische Kurtulus ist ideal für diese Rolle. Auch, weil er wie der Film selbst, der Vieles im wahrsten Sinne im Dunkeln belässt, so wunderbar vieldeutig gucken kann und noch nicht allzu viel von seiner Figur preisgibt. Für die Zukunft wird es dramaturgisch dennoch schwierig werden, im Einer-gegen-alle-Thriller-Prinzip fortzufahren…
„Die Perspektive des verdeckten Ermittlers ist etwas Neues für den „Tatort“. Das erfordert teilweise eine andere Dramaturgie, die stärker in die Nähe des Thrillers rückt. Hier weiß der Zuschauer nicht nur genauso viel wie der Held selbst, sondern er ist unmittelbar bei den entscheidenden Momenten Augenzeuge. Die Möglichkeit zur Identifikation ist dadurch größer.“ (Mehmet Kurtulus)