Metin ist ein aufgeschlossener Moslem, er lebt mit seiner Familie in Köln. Nach dem Tod des Vaters vor vielen Jahren trat sein großer Bruder Numan an Vaters Statt. Jetzt endlich will Metin etwas für die Familie und die Freunde tun: ein islamischer Wirtschaftsfond verspricht nicht nur traumhafte Rendite, sondern auch eine Investition in die richtige Sache. Sein väterlicher Freund Hüseyin, der Vorsitzende der islamischen Gemeinde, der den jungen Mann einst zum Koran geführt hat, ist ein Mann des Glaubens, aber auch des Geldes. Er hat Metin die Empfehlung für die Fonds gegeben. Doch dann ist die deutsche Tochterfirma des türkischen Global Players „Jimpa“ plötzlich pleite. Das Geld der Anleger ist weg, das Ersparte von Metins Familie verloren. Er fühlt sich schuldig. Es ist für ihn eine Frage der Ehre, den kriminellen Machenschaften der Jimpa auf die Spur zu kommen. Ein aussichtsloser Kampf – doch bald hat Metin eine attraktive Frau vom Verfassungsschutz an seiner Seite.
Foto: WDR / BR
„Takiye – Spur des Terrors“, aus der Sicht eines gläubigen Moslems erzählt, dessen Glauben verbrecherisch missbraucht wird, ist eine David-gegen-Goliath-Geschichte, ist Politthriller und Familiendrama in einem. In dem Film von Kadir Sözen und Ben Verbong wird die Hauptfigur immer tiefer in den Strudel aus Geldgier und Gewalt hineingezogen. Der anfangs so tragische Held wird so zur Zielscheibe in einem für ihn völlig undurchschaubaren globalen Netzwerk. Der Zuschauer indes hat einen gewaltigen Informationsvorsprung. Das ist gut für das Verständnis der Geschichte und für die Spannung. Auch im Detail setzt Autor Sözen auf die guten klassischen Regeln des Suspense, wie sie einst Hitchcock postuliert hat. In „Takiye“ ist es nicht die Bombe unterm Tisch, sondern der Sprengstoff im Kühlschrank.
Dass dieses ausgefeilte Thriller-Drama, das persönliches Schicksal und globalen Ermittlungsfall geschickt miteinander verzahnt, nicht von irgendeinem fiktiven „System“ erzählt, sondern „auf wahren Begebenheiten beruht“, verleiht dieser WDR/BR/Degeto-Produktion über ihren Wert als gutes Genrestück hinaus auch eine gesellschaftliche Relevanz. „Die türkische Hilfsorganisation ‚Leuchtturm’ hat Millionen abgeschöpft, unter dem Vorwand, auf der ganzen Welt ihren Moslem-Brüder zu helfen“, so Sözen. Rund 800.000 Geschädigte soll es in Deutschland geben. „Dass das Geld in terroristische Organisationen floss, ist eine Vermutung.“ Eine weit verbreitete Vermutung. Sözen: „Nachgewiesen ist aber, dass ein Teil der Gelder in die Taschen von türkischen Regierungsmitgliedern wanderte.“
„Takiye – Spur des Terrors“ verteufelt nicht den islamischen Glauben. Der Film zeigt, wie Menschen unter dem Deckmantel des Glaubens manipuliert werden, er zeigt in Deutschland lebende Muslime, die dasselbe wollen wie ihre deutschen Mitbürger: ein Leben in Frieden und ohne Gewalt. Dennoch räumt der Autor ein, dass es Leute geben könnte, „die ihre Vorurteile gegenüber Moslems und gegenüber dem Islam bestätigt sehen“. Sözen: „Ich glaube fest daran, dass der Islam nicht mehr und nicht weniger reaktionär ist als andere Weltreligionen.“