Suicide Club

Die vermeintlich beste Alternative zum Leben: Fünf Selbstmörder auf einem Dach

Foto: SWR / Olaf Saumer
Foto Rainer Tittelbach

Ein gefrusteter Staubsaugervertreter, eine stille Esoterikerin, ein gestrandeter Endzwanziger, eine kellnernde Künstlerin & ein gemobbter Schüler treffen sich auf einem Hochhausdach, um gemeinsam in den Tod zu springen. Doch daraus wird nichts… „Suicide Club“ ist eine ambitionierte Parabel über den Sinn des Lebens und den Wert von Gemeinschaft und Freundschaft. Dramaturgisch und dialogtechnisch nicht immer gelungen, aber das, was Debütant Olaf Saumer & Co filmisch auf die Beine stellen, kann sich sehen lassen!

Fünf Menschen, die sich nicht näher kennen, haben sich bei Sonnenaufgang verabredet. Sie haben einen gemeinsamen Plan. Sie treffen sich auf dem Dach eines Hochhauses, um gemeinsam in den Tod zu springen. Stolz, würdevoll, geradezu majestätisch stehen sie am Rand des Daches und sehen der glutrot aufgehenden Sonne entgegen. „Also, dann springen wir bei drei.“ Doch „bei drei“ bekommt der Jüngste im Selbstmörder-Quartett das große Kotzen. Anschließend erwacht das Stadtviertel. Die Fünf verschieben den wegweisenden Schritt in die vermeintlich beste Alternative zum Leben auf den späten Abend. Bis dahin müssen sie es miteinander aushalten. Sie spielen Wahrheit oder Pflicht. Doch allzu weit kommen sie nicht mit dem Die-Ängste-der-anderen-Kennenlernen bei jeweils nur einer Antwort auf eine Frage. Erst als sie in einer Wohnung Unterschlupf finden, kommen sie sich näher. Doch dann steht ihnen plötzlich der Besitzer gegenüber – mit einer Waffe in der Hand.

Ein gefrusteter Staubsaugervertreter, eine stille Esoterikerin, ein gestrandeter Endzwanziger, eine kellnernde Künstlerin und ein gemobbter Schüler sind die Hauptfiguren des Kammerspiels „Suicide Club“. Die Grundidee erinnert zwar sehr an Nick Hornbys Roman „A Long Way Down“, macht das Ausgangsszenario für diese kleine Parabel über den Sinn des Lebens im Allgemeinen und den Wert von Gemeinschaft im Besonderen nicht schlechter. Das Debüt von Olaf Saumer, ein Abschlussfilm, der ganz ohne Fernsehgelder produziert wurde und eine kleine Kino- und DVD-Auswertung hatte, kostete gerade mal 50.000 Euro. Auch wenn die Mischung der Tonlagen aus ernsthaft, komisch und sentimental nicht immer gelungen ist, das Konzept etwas überambitioniert wirkt und der Film ein bisschen zäh beginnt – was Saumer & Co mit seinen unbekannten Schauspielern, mit einer erzählenden, nach einprägsamen Bildern suchenden Kamera, guter Montage und stimmigem, leicht gefühligem Score unter erschwerten „Raum-Bedingungen“ hinbekommt, verdient Anerkennung. Höhenangst sollte man als Zuschauer nicht haben. Aber man kann ja kurz weggucken. So wie man ab und an auch schon mal weghören sollte. Denn einige Dialoge sind gewöhnungsbedürftig und der Kommentar gibt sich seltsam prätentiös. Umso schöner gegen Ende die leichtgewichtige Lagerfeuerromantik 20 Stockwerke über der Stadt, ohne Lagerfeuer. Und – seien wir ehrlich – das gut vorbereitete Wohlfühlende haben wir uns alle erhofft! (Text-Stand: 29.2.2012)

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Kinofilm

Arte, SWR

Mit Klaus-Dieter Bange, Hildegard Schroedter, Katja Götz, Mathieu Süßtrunk, Arne Gottschling, Christian Heiner Wolf, Andrea Cleven

Kamera: Thomas Förster

Schnitt: Olaf Saumer Soundtrack-Infos: Score von Allen Chaproniere

Produktionsfirma: Tagträumerfilm, Arri Rental, Berliner Union-Film

Drehbuch: Olaf Saumer, Martin Saumer

Regie: Olaf Saumer

EA: 29.02.2012 23:00 Uhr | SWR

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