Anna ist eine Auftragskillerin. Emotionslos macht sie ihren Job, Schuldgefühle kennt sie nicht. Unter was sie leidet ist die berufsbedingte Einsamkeit, die langen Nächte in Hotelzimmern, das Warten auf den einen Moment: Waffe herausholen, Schalldämpfer aufschrauben, Zielobjekt anvisieren, schießen. Das Töten ist für Anna Routine. Als sie beim Auftrag, einen georgischen Kollegen zu eliminieren, beinahe selbst zum Opfer wird, und ihr in den Stunden des unerträglichen Wartens in einem Berliner Hotel ein türkischer Angestellter näher kommt, will sie aussteigen. Doch ihr Auftraggeber und Teilzeitgeliebter ist ein eiskalter Hund. Und war nicht auch der Georgier, den sie erledigen musste, ein Profikiller, der aussteigen wollte?!
„Such mich nicht“ ist ein Thriller im Neo-Noir-Ambiente. Ästhetisch deutlich angelehnt an Klassiker wie „Nikita“ oder „Fallen Angels“ interessierte den Jungregisseur Tilman Zens „die archetypische, hochpoetische Kinofigur einer Frau, die tötet“. Moral ist das Letzte, was eine solche genrehafte Ikone leitet. Anna tut, was sie tun muss. „Für mich war es wichtig, die Backstory dieser Killerin nicht zu erzählen, und Autor Alexander Buresch hat darauf geachtet, dass die Handlungsmotive immer möglichst eng mit Gefühlen wie Liebe und Einsamkeit verbunden sind.“ Das visuelle Konzept des Films ist deutlich aufs Kino(dunkel) ausgerichtet. Stilsicher entwirft der Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg eine urbane Kunstwelt aus blassen Farben und krassen Gesten, eine Kunstwelt, die abstößt und zugleich fasziniert. Man fragt sich, was wichtiger ist: die Lethargie der Figuren oder die schöne Leere der Bilder?
Die Schauspieler sind überzeugend, weil sie sich bestens in das künstliche Konzept des Films einpassen. Da ist Lea Mornar („Liebe deine Nächste“) als Killerin. Sie hat etwas Herbes und zugleich Zerbrechliches im Blick. In ihrem kühlen Gesichtsausdruck spiegelt sich wunderbar die Grundstimmung des Films. Wo bei anderen ein Herz schlägt, vermutet man bei ihrer Anna ein schwarzes Loch. Noch weniger Regung zeigt sich auf den breiten Wangen von Shootingstar Stipe Erceg („Die fetten Jahre sind vorbei“). Den Frauen wird es gefallen. Und sogar Udo Schenk wirkt in seiner Paraderolle als Fiesling vom Dienst inmitten dieser reduzierten, irrealen Genre-Bilder weniger klischeehaft als wenn er den bösen Buben in herkömmlich inszenierten Fernsehfilmen spielt. (Text-Stand: 1.9.2005)