Stralsund – Schutzlos

Wackernagel, Mues, Gregorowicz, Lotz. Action & ein Wettlauf gegen die Zeit

Foto: ZDF / Gordon Timpen
Foto Volker Bergmeister

Es geht Schlag auf Schlag in der ZDF-Krimi-Reihe „Stralsund“. Die neunte Folge mit dem Titel „Schutzlos“ bringt Spannung und Action, wenn Katharina Wackernagel als Nina Petersen eine Kronzeugin auf der Flucht aufspüren und einen Feind in den eigenen Reihen suchen muss. Die Inszenierung von Lars-Gunnar Lotz bietet gute Krimiunterhaltung: Düster, mysteriös, rasant. Und zwei Wochen später (29.10.) wird die Geschichte weitererzählt.

Ein bisschen Erotik, dann ein Zeitsprung, Familienidylle, Schießerei, Verfolgungsjagd – Fulminant geht es in die neunte Episode der erfolgreichen ZDF-Krimi-Reihe „Stralsund“. Ein Killer will eine dreiköpfige Familie auslöschen, tötet einen Mann, doch die Familie kann fliehen. Mutter (Anja Antonowicz) und Kind (Emilia Pieske) springen aus dem Fenster, der Vater (Ivan Shvedoff) stolpert mit blutigem Hemd und einer Waffe durch Stralsund. In einem Souvenirladen verschanzt er sich und nimmt – vermeintlich – eine Geißel. Das SEK eilt herbei, Kommissarin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) gelingt es, ihn zur Aufgabe zu überreden. Er kommt in Polizeigewahrsam und schweigt. In seiner Wohnung wird die Leiche gefunden, für die Ermittler sieht alles zunächst nach einem Familiendrama aus. Doch Ninas Kollege Max Morolf (Wanja Mues) erkennt, dass der Tote ein Kollege der Drogenfahndung aus Frankfurt/Oder war und die Familie sich im Zeugenschutzprogramm befand. Die vermisste Frau sollte eine Aussage gegen die Drogen-Mafia machen. Wo ist sie? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, da das Kind auch noch zuckerkrank ist und ihr Insulin braucht.

Stralsund – SchutzlosFoto: ZDF / Gordon Timpen
Wo ist Papa? Tatjana (Anja Antonowicz) mit Tochter Nadja (Emilia Pieske) auf der Flucht. Krimi mit etwas Action und starker Drama-Komponente

Was kann man von einem guten Fernsehkrimi erwarten? Eine Story, die voller Wendungen und Überraschungen steckt; eine temporeiche und inspirierte Regie; ein Ermittlerteam mit Ecken und Kanten. Und wenn Action angesagt ist, eine Kamera, die Atmosphäre schafft und einen mit den Bildern in das Geschehen hineinzieht. Der neunte „Stralsund“-Krimi, „Schutzlos“, hat all das zu bieten, lässt den Zuschauer die vollen 89 Minuten mitfiebern, denn er ist düster, mysteriös, ziemlich rasant und clever gemacht. Und noch etwas: Nach dem Krimi ist vor dem Krimi. Denn das Ende kündigt an, dass diese Geschichte noch nicht vorbei ist, auch wenn die Kommissare in Stralsund den Fall für abgeschlossen halten.

Zum dritten Mal nach „Kreuzfeuer“ und „Der Anschlag“ führt Lars-Gunnar Lotz („Schuld sind immer die Anderen“) bei dieser Reihe Regie. Wieder zeigt der 34jährige Lotz, dass er die leisen und die lauten Momente stilsicher beherrscht. Inspirierte Actionszenen, krimiübliche Ermittlungsarbeit mit längeren Dialogen und auch – zu Beginn – eine sehr ästhetisch gefilmte, geschickt ausgeleuchtete Erotikszene. Hier fügen sich die Elemente homogen und fließend zusammen. Für das Buch zeichnen gleich drei Autoren verantwortlich: Sven Poser, Christian Schiller, Marianne Wendt. Poser hat gemeinsam mit Martin Eigler die Reihe entwickelt, kennt die festen Figuren. Wendt und Schiller übernahmen 2013 die Chefautorenposition bei der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“ und haben auch zwei „Marie Brand“-Krimis fürs ZDF geschrieben. Ein Trio am Drehbuch – das kann schnell zu einem Geschichten-Brei führen. Nicht so in „Stralsund – Schutzlos“. Verschachelt, voller Wendungen und Überraschungen ist die Story, fein wird das Kleine mit dem Großen verwoben, die (knappen) Dialoge stimmen, das Timing auch. Der Zuschauer ist den Kommissaren vom Wissensstand her immer einen Schritt voraus, das tut der Spannung aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.

Stralsund – SchutzlosFoto: ZDF / Gordon Timpen
Schlimmer Finger – immer am Abzug: der Killer Anton Robak (Lucas Gregorowicz) und Kommissar Max Morolf (Wanja Mues). Woher kennen sich die beiden Männer?

Die Autoren drehen bisher Erlebtes oder Erlittenes des Ermittlerteams geschickt weiter. Da ist Nina. Die Kommissarin wird zwar diesmal nicht von Alpträumen geplagt, aber sie kehrt an bzw. auf den Platz zurück, an dem sie damals bei einem Einsatz angeschossen wurde. Das passt zu dieser Figur, die Höhen und Tiefen erlebt, im Job geradlinig agiert, privat aber zerrissen wirkt. Katharina Wackernagel macht diese spannende Entwicklung sicht- und spürbar, eine Rolle, die ihr erkennbar ans Herz gewachsen ist. Kollege Hidde (Alexander Held) ermittelt in der Folge nur am Rande, er liegt in der Klinik und muss wieder operiert werden. In den Mittelpunkt rückt „Rückkehrer“ Max, mit dem wieder mehr Spannungen ins Team kommen – und das Misstrauen untereinander wächst. Eine prima Komponente, die für Abwechslung sorgt. Seine Vergangenheit spielt im aktuellen Fall eine tragende Rolle. Das zeichnet die Reihe aus, hier wird schon seit einigen Folgen klug weitererzählt.

Und dass das so bleibt, zeigt die Schlussszene von „Schutzlos“. Zu lange müssen die Zuschauer nicht darauf warten, was das Schicksal für Kronzeugin Tatjana (Anja Antonowicz spielt diese Frau zwischen nackter Angst und mütterlichem Schutzinstinkt sehr fokussiert und zurückgenommen) bringt. Denn am 29. Oktober wird die Reihe und auch die Story mit beinahe unveränderter Besetzung und bewährten Autoren unter der Regie von Lars-Gunnar Lotz fortgesetzt. Auf diese „Vergeltung“ darf man gespannt sein. (Text-Stand: 5.9.2016)

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Reihe

ZDF

Mit Katharina Wackernagel, Alexander Held, Michael Rotschopf, Wanja Mues, Lucas Gregorowicz, Ivan Shvedoff, Jan Henrik Stahlberg, Anja Antonowicz, Emilia Pieske

Kamera: Jan Prahl

Szenenbild: Claus Kottmann

Schnitt: Anton Korndörfer

Produktionsfirma: Network Movie

Drehbuch: Sven S. Poser, Christian Schiller, Marianne Wendt

Regie: Lars-Gunnar Lotz

Quote: 5,70 Mio. Zuschauer (18,8% MA)

EA: 15.10.2016 20:15 Uhr | ZDF

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