“Still movin’” dürfte in die Annalen der deutschen Film- und Fernsehgeschichte eingehen. Als Meilenstein der Trash-Kultur und als Kuriosum des Produktions-Booms der Neunziger. Pro Sieben investierte vor 5 Jahren in diesen Film mit Kai Wiesinger (“14 Tage lebenslänglich”), Jochen Nickel und Sandra Speichert und wollte ihn im Kino groß herausbringen. Doch keiner wollte Niki Steins verunglücktes Road-Movie sehen. Bei der ausgeleierten Buddy-Comedy-Konstruktion “Techno-DJ meets Country-Star” war das freilich unschwer vorauszusehen.
“Zeigt mir, wo die Liebe ist”, schreit DJ Felix (Kai Wiesinger) bei seinen ohrenbetäubenden Rave-Partys in die wogende Menge. Seinem Chef geht dieser Krach auf die Nerven. Er kommandiert seinen “Powerman” ab und schickt ihn mit einem abgehalfterten Country-Sänger auf die deutsche Landstraße. Die Tournee wird trotz Cadillac ein Riesenflop – bis Willy Freeze (Jochen Nickel) dank Jeans-Werbung in seiner Heimat die Charts stürmt. Jetzt sind auf einmal alle wie wild hinter dem Heuballen-Barden aus Nashville her.
Das Road-Movie wurde ein Kantersieg des Marketings über die Story. Im Internet konnte man Willy-Freeze-Fanprodukte ordern (oder zumindest so tun als ob), eine kleine Tour zum Film wurde organisiert und es wurde große Sorgfalt auf den Soundtrack gelegt, den es natürlich auch zu kaufen gab. Auf der Strecke blieben dafür Charaktere und Dramaturgie. Der deutschen Provinz fehlt nun mal der mythologische Flair. Was “Knocking on Heaven’s Door” mit augenzwinkernder Männer-Romantik ausglich oder “Wir können auch anders” mit einer skurril-schrägen Komik – das blieb bei Niki Stein ein typisch deutsches Hauruck-Lustspiel, postpubertär und ein Spaß allenfalls für die am Film Beteiligten. Vielleicht hätte man den Film retten können mit mehr Mut zum anarchischen Witz, vielleicht hätten sich Stein und sein Ko-Autor Jacki Engelken mehr an Aki Kaurismäkis “Leningrad Cowboys go America” orientieren sollen als an Heinz Rühmann (“Ein Freund, ein guter Freund”).
So bleibt dem Pro-Sieben-Movie allerdings die zweifelhafte Auszeichnung eines jener in Deutschland raren Pop-Produkte zu sein, die so scheußlich und schlecht sind, dass sie so manchen schon wieder begeistern. “Still movin’” ist bereits zur TV-Premiere, nach fünf Jahren, ein echter Heuler: Wiesinger gepierct, Jochen Nickel als lonesome Cowboy, Hansa Czypionka als Provinz-Zöpfchen-Mafioso, Sandra Speichert als schön lächelnde Staffage. Dazu ein Englisch-Kauderwelsch (“I have to let water”), das die untere Stammtischkante berührt. Was wird es erst in 20 Jahren über den Film zu lachen geben!? (Text-Stand: 2000)