Steirerangst

Prinz, Unterberger, Uhlig, Karl, Murnberger. Kuscheln in der Steiermark?

Foto: ZDF / Toni Muhr
Foto Volker Bergmeister

Kuscheln kann tödlich sein. Das zeigt der österreichisch-deutsche Landkrimi „Steirerangst“ (ARD / Allegro Film). Eine Teilnehmerin des Kuschelseminars des geschäftstüchtigen Coach-Ehepaares von Breuer, gespielt von Elena Uhlig und Fritz Karl (auch im echten Leben ein Paar), wurde in ihrem Zimmer „hingerichtet“, wie es der Herr Oberinspektor formuliert. Gemeinsam mit Kollegin Sulmtaler begibt er sich in die Welt der hormonellen Glücksbooster und kuschelt so gut es eben geht mit. Die Autoren Maria und Wolfgang Murnberger haben sich die Geschichte – auf Grundlage von Claudia Rossachers Steirerkrimis – diesmal selbst ausgedacht. Herausgekommen ist eine kurzweilige Mischung aus Spannung und Witz, Wendungen und Pointen – mit einem zehnminütigen Showdown, bei dem man das Gefühl hat, man ist nicht in der reizvollen Steiermark, sondern mitten im Wilden Westen.

„Kuscheln ist ein existenzielles Bedürfnis, das nur durch Kuscheln befriedigt werden kann“, sagt Sonja von Breuer (Elena Uhlig) zu Beginn des Kuschelseminars, das sie zusammen mit ihrem Mann Elmar (Fritz Karl) leitet. Kurz darauf ist Schluss mit Kuscheln, eine der Teilnehmerinnen wird in ihrem Zimmer erschossen aufgefunden. Katrin Fischer (Katharina Sporrer) war Unternehmerin („Katrins Einrichte“) und hatte wohl kurz vor ihrem Tod ein Tête-à-Tête, darauf deuten eine Flasche Champagner sowie ein benutztes und ein unbenutztes Glas hin. Die Grazer LKA-Ermittler Sascha Bergmann (Hary Prinz) und Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) nehmen sich das Kuschelseminar der von Breuers genauer vor. Sascha mischt sich sogar unter die Teilnehmer. Überraschung: Auch seine Chefin Nicole Sturm (Bettina Mittendorfer) entdeckt er unter den Nähe-Suchenden. Wie das funktioniert bei diesem Seminar wird Sascha schnell klar: „Sobald die Party vorbei ist, wird auf dem Zimmer nachgeglüht“. Und Anni ergänzt: „Das ist wie im Ferienlager“. Gemeinsam machen sich die beiden auf, das private Umfeld des Opfers zu erkunden. So starten sie eine kleine Rundreise und Sascha stichelt: „Bin schon auf den Slowenen gespannt“. Der heißt Jure Korosek (Rok Vihar) und erweist sich zwielichtiger Geschäftspartner des Opfers. Nicht weniger verdächtig ist Katrins gewalttätiger, eifersüchtiger Ex-Mann Andreas (David Wendefilm). Und beide hätten ein Motiv. Dann macht „Spusi“-Kollege Kofler (Christoph Kohlbacher) eine wichtige Entdeckung und bringt Sascha und Anni auf die richtige Spur.

SteirerangstFoto: ZDF / Toni Muhr
Elena Uhlig und Fritz Karl, in „Steirerangst“ wie im echten Leben ein Paar, nutzen die steile Vorlage und geben ihren Kuscheltherapeuten einen leicht exotischen Touch.

Kuschelig geht es hier nur auf den ersten Blick zu. Der österreichisch-deutsche Landkrimi „Steirerangst“ zeigt: Harmloses Kuscheln kann auch tödlich enden. Oberinspektor Sascha Bergmann und Kollegin Anni Sulmtaler begeben sich in die Welt der hormonellen Glücksbooster und Sascha kuschelt auch so gut es geht mit beim Höhepunkt des Seminars – dem Rudelkuscheln. Die Autoren Maria und Wolfgang Murnberger haben sich die Geschichte – auf Grundlage von Claudia Rossachers Steirerkrimis – diesmal selbst ausgedacht. Herausgekommen ist eine kurzweilige Mischung aus reichlich Spannung und gut dosiertem Witz, überraschenden Wendungen und pointierten Dialogen („beim Kuscheln bin ich Autodidakt“) – mit einem zehnminütigen Klasse-Showdown, bei dem man das Gefühl hat, man ist nicht in der reizvollen Steiermark, sondern mitten im Wilden Westen.

Anfang 2004 fanden in New York die ersten „Cuddleparties“ statt. Ein Phänomen, das sich schnell in Amerika und Europa verbreitete – auch im deutschsprachigen Raum. Dieses Motiv haben die Murnbergers aufgenommen und nutzen die spielerischen Möglichkeiten, die sich hier bieten, vor allem humorvoll als Kontrast zur eher düsteren Krimigeschichte. Das Ehepaar von Breuer doziert im lockeren Freizeitoutfit als „Kuschelbär“ und „Kuschelbärin“ über „loslassen lernen im vertrauten Rahmen“ und „absichtsloses Berühren und berührt werden“, wobei die „Bikinizonen dabei tabu sind“. Elena Uhlig und Fritz Karl, im echten Leben wie im Film ein Paar, nutzen die steile Vorlage und geben den Kuscheltherapeuten einen leicht exotischen Touch. Beide sind gefragte Schauspieler, gemeinsam vor der Kamera stehen sie selten. 2009 in „Plötzlich Onkel“ und 2014 in „Trau niemals deiner Frau“ war dies der Fall, jetzt erstmals in einem Krimi. Hier spielen sie uns erst die perfekte Fassade eines makellosen Paares vor, bis diese langsam zu bröckeln beginnt. Regisseur Murnberger lässt sie dabei an der langen Leine, die beiden überziehen aber nicht, karikieren die Figuren behutsam.

Herzstück der Steirerkrimis aber sind die Ermittler. Hier die junge, toughe, neugierige, selbstbewusste, auf der Höhe der Zeit agierende Anni; da das Alphatier Sascha, der in Sarkasmus flüchtende traurige, einsame Wolf, ein Aufreißer aus längst vergangenen Zeiten, als die Polizei noch ein echter „Männerverein“ war. Für ihn ist schnell klar, dass es beim „Rudelkuscheln“ nicht bei rein platonischen Berührungen bleibt. Doch der Macho hat so seine Probleme, Nähe zuzulassen. Hübscher Kniff der Autoren: Seine im Job Vorgesetzte und im Leben Verflossene taucht im Kuschelseminar auf, an dem Sascha „ermittlungsbedingt“ teilnimmt. Anni hingegen setzt auf konventionelle Ermittlungsmethoden und geht beim Finale dann an ihre Grenzen. Da ist dann Action angesagt, ein Element, das sonst in den Steirerkrimis eher selten zu finden ist. Dann hat die „Steirerangst“ ein Ende und alles ist im Fluss…

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Reihe

ARD Degeto, ORF

Mit Hary Prinz, Anna Unterberger, Bettina Mittendorfer, Christoph Kohlbacher, Elena Uhlig, Fritz Karl, David Wendefilm, Katharina Sporrer, Lisa-Maria Sexl, Rok Vihar, Angelika Fink, Lisa Lena Tritscher, Marie-Christine Friedrich, Doris Hindinger

Kamera: Peter von Haller

Szenenbild: Maria Gruber

Casting: Nicole Schmied

Schnitt: Bettina Mazakarini

Musik: Roman Kariolou

Redaktion: Diane Wurzschmitt, Christoph Pellander (beide Degeto), Klaus Lintschinger (ORF)

Produktionsfirma: Allegro Film

Produktion: Helmut Grasser, Gabi Stefansich

Drehbuch: Maria Murnberger, Wolfgang Murnberger – unter Verwendung von Figuren aus den Steirerkrimis von Claudia Rossacher

Regie: Wolfgang Murnberger

Quote: 5,78 Mio. Zuschauer (23,1% MA)

EA: 22.04.2023 20:15 Uhr | ARD

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