Stauffenberg – 20. Juli 1944

Sebastian Koch als Stauffenberg: Hoffnungsschimmer gegen die Nazi-Barbarei

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“Möglichst authentisch und möglichst echt” wollte Jo Baier die Ereignisse des 20. Juli 1944 erzählen. “Es gibt kein Faktum dieses Tages im Film, das nicht belegbar ist.” Baier hat zwei Jahre recherchiert, sich durch die komplette Forschung gelesen und alle Filme zum Thema gesehen. Dennoch ist „Stauffenberg“ ein Film geworden: physisch, rasant, spannend.

Am Ende eines langen Tages stirbt am 20. Juli 1944 der kurze Traum vom “Aufstand des Gewissens” gegen die Nazi-Barbarei. Graf Schenk von Stauffenberg wird mit 20 Gewehrsalven eines Wachbataillons exekutiert. Der kriegsversehrte Oberst war die treibende Kraft beim gescheiterten Attentat auf Hitler. “Es lebe unser heiliges Deutschland” – mit diesen historischen Worten auf den Lippen starb er. Worte, mit denen manch ein Zuschauer und auch Hauptdarsteller Sebastian Koch einige Probleme hatte. Als er dann aber beim Dreh am historischen Ort vor sich die auf ihn gerichteten Gewehrläufe sah, “da kam der Satz plötzlich wie von selbst”, erinnert sich der zweifache Grimme-Preisträger, der nach “Todesspiel”, “Die Manns” und “Napoleon” mal wieder in eine historische Figur schlüpfte. “Ich spürte, zwischen Leben und Tod können solche pathetischen Worte durchaus gesagt werden.”

Mit der Erschießungsszene setzt der Film von Jo Baier ein. Danach springt er rasch durch die Jahre: 1933 hält er noch große Stücke von Hitler. Selbst beim Überfall auf Polen steht er noch zu “seinem Führer”. Erst die deutschen Gräueltaten während des Russlandfeldzugs lassen den pflichtbewussten Menschen zum Gegner der Nazis werden. Nach einem Luftangriff in Tunesien 1943 verliert Stauffenberg sein linkes Auge und seine rechte Hand. Jetzt spürt er die Wut auf Hitler auch als Schmerz am eigenen Leib. “Es muss sein – und zwar jetzt”, sagt er im Juli 1944 zu seinen Mitstreitern in Uniform. Es ergab sich, dass er bei einer Lagebesprechung in der “Wolfschanze” nah an Hitler herankommen und eine Bombe zünden konnte. Fest davon überzeugt, dass der Führer tot ist, treibt Stauffenberg den Putsch in Berlin voran und probt mit dem Ersatzheer den eigentlichen Staatsstreich. Doch Hitler lebt. Stauffenberg wird standrechtlich erschossen.

Stauffenberg – 20. Juli 1944Foto: SWR / Mattescheck
Stauffenbergs schicksalhaftes Aufeinandertreffen mit Hitler. Sebastian Koch und Olli Dittrich in „Stauffenberg – 20. Juli 1944“

“Möglichst authentisch und möglichst echt” wollte Regisseur Jo Baier die Ereignisse des 20. Juli 1944 erzählen. “Es gibt kein Faktum dieses Tages im Film, das nicht belegbar ist.” Bei diesem Stoff musste das so sein. Baier hat zwei Jahre vor Drehbeginn mit der Recherche begonnen und hat sich durch die komplette Forschung gelesen und alle Filme zum Thema gesehen. Historische Genauigkeit und Akribie bei der Annäherung strebte auch Sebastian Koch für die Darstellung seines Oberst an. “Man trägt bei einer solchen Figur nun mal mehr Verantwortung, weil es Menschen gibt, die den Stoff kennen und die man durch die Darstellung verletzen kann.“ Ihm ging es darum zu zeigen: “wo steckt der Mensch unter den mythischen Schichten.” Er hat sich weniger um den militärischen Gestus Stauffenbergs gekümmert, sondern mehr dessen “innere Haltung” erforscht. Und um physisch glaubwürdig zu sein, hat er die 30 Drehtage bewusst wenig geschlafen. “Ich stand so die ganze Zeit ziemlich unter Strom“, sagt Koch. So konnte er den entscheidenden Tag in gleichbleibender Angst und Anspannung spielen, obwohl der an über 20 Drehtagen entstand.

“Stauffenberg” ist aber nicht nur der Historie geschuldet, sondern auch den Sehgewohnheiten des modernen Fernsehfilms: trotz vieler Dialoge und gelegentlichem Kammerspiel-Touch ist dieses TV-Drama physisch, rasant und sehr spannend. Und obwohl man den Ausgang kennt, ist man mitunter gebannt von diesem idealistischen Helden, von denen es heute nicht mehr viele gibt und der im Nachkriegsdeutschland ein umstrittener Widerstandskämpfer blieb. (Text-Stand: 25.2.2004)

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Fernsehfilm

ORF, RAI, rbb, SWR, WDR

Mit Sebastian Koch, Ulrich Tukur, Axel Milberg, Hardy Krüger jr., Olli Dittrich, Udo Schenk, Nina Kunzendorf

Kamera: Gunnar Fuß

Schnitt: Clara Fabry

Musik: Enjott Schneider

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Jo Baier

Regie: Jo Baier

EA: 25.02.2004 20:15 Uhr | ARD

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