Hiddensee. In einer eisigen Winternacht entdeckt der Insulaner Ben vor der Küste eine Segeljolle. Es gelingt ihm, einen dunkelhäutigen Jungen zu bergen. Die Verständigung fällt schwer. Nur eines versteht er: „No Police.“ Der zurückgezogen lebende, verschlossene Mann hält sich daran – und er scheint sogar ein wenig aufzutauen durch die Gegenwart des Jungen. Er heißt Satyan, kommt ursprünglich aus Sri Lanka. Jetzt ist er offenbar von der gegenüberliegenden Insel Mön geflüchtet. Sogar als die dänische Sozialarbeiterin, die den Jungen zuletzt betreut hat, auf Hiddensee auftaucht, macht Ben keine Anstalten, Satyan herauszugeben. Mit dem Flüchtlingskind scheint ein Stück Vergangenheit plötzlich wieder Gegenwart zu werden. Ben war einmal in einer ganz ähnlichen Zwangslage, angetrieben von Fluchtgedanken. Es war zu DDR-Zeiten, 1987, zwei Jahre vor dem Mauerfall. Damals hatte er einen Sohn, etwa so alt wie Satyan. Und er hatte eine große Liebe. Kaputt gemacht wurde alles damals von Straussenberg, dem staatstreuen Jungpolizist, so glaubt Ben jedenfalls. Ausgerechnet jetzt ist auch dieser Straussenberg auf Hiddensee wieder gestrandet.
Hannu Salonen über den Film:
„Ich habe sehr bewusst mit Bildern, Stimmungen und Einstellungen gearbeitet. So wollte ich auf Hiddensee eine archaische Lebenswelt zeigen – was im Winter viel besser gelingt als im Sommer… Auch die Menschen dort haben diese Kargheit weitab von den Bequemlichkeiten und Zerstreuungen der Stadt verkörpert. In dieser Hinsicht hat mich Hiddensee sehr an meine Heimat Finnland erinnert.“Peter Lohmeyer über seine Rolle:
„Die Darstellung einer Figur wie Ben lebt von der Reduktion, die generell zu meinen liebsten Schauspielermethoden gehört. Das Reduzierte passt zu den Norddeutschen, finde ich. Bei denen dauert es eben lange, bis sie aus dem Quark kommen. In der Ruhe liegt die Kraft.“
Dieser Insulaner ist schon ein eigenwilliger Typ. Eigenwillig ist auch die Erzählweise des Fernsehfilms „Spur der Hoffnung“. Es ist ein Drama, das mit den Mitteln des Melodrams und teilweise sogar des Thrillers arbeitet und dann wieder – durch die wunderbare Fotografie von Andreas Doub – wirkt wie eine kleine, ambitionierte Kino-Koproduktion. Die schneebedeckte Landschaft, die geradezu sichtbare Eiseskälte, die Kargheit des Lebens auf der Insel, die anfangs fast schon willenlose Starre des Helden (wer könnte das besser als Peter Lohmeyer spielen!?) – all das erzeugt die Grundstimmung des Films von Hannu Salonen. Der Mut zur Langsamkeit wird die 90 Filmminuten allerdings zu ausgiebig gefeiert.
Da kann schon etwas Langeweile aufkommen – vor allem, weil der Zuschauer schneller ahnt (und wenn er in die Programmzeitschrift schaut, sogar weiß), welches Bens Geheimnis sein dürfte. Richtig große Probleme bereitet dann allerdings die Tonebene. Die Dialoge sollen markant wirken, neigen aber zur Sentenz („Manchmal ist es besser, bestimmte Dinge nicht zu wissen“) oder sie sind schlichtweg banal. Und die Musik ist in ihrer melodramatischen Dauerpräsenz viel zu großspurig für diese kleine, schauspielerisch reduziert gespielte Geschichte. Dadurch kommt es, dass auf einmal viele vermeintlich kleine Situationen übermäßig mit der Aura von Bedeutung aufgeladen werden. Ein Schleier der Schwermut legt sich über den Film und der wird zum Gegenspieler vom großartigen Peter Lohmeyer.
Zur Entstehungs- und Ausstrahlungsgeschichte:
„Spur der Hoffnung“, noch unter der NDR-Fernsehfilmchefin Doris J. Heinze entstanden, musste lange auf seine ARD-Premiere warten. Im Herbst 2008 hatte der zweieinhalb Jahre zuvor auf Hiddensee und in Dänemark gedrehte Film bereits einen ersten Sendetermin. Bis der Film realisiert werden konnte, vergingen fast fünf Jahre (drei Jahre dauerte die Bucharbeit). Fast 12 Jahre von der Buchentwicklung bis zur Ausstrahlung – das könnte ein ARD-Rekord sein!