Winter in Berlin. Es ist kalt, der Schnee ist schmutzig und eine Tote liegt an der S-Bahn, weggeworfen wie ein Stück Abfall. Sie arbeitete für Kommissar Sperling als Informantin. Sie war auf einer heißen Drogendealer-Spur und ist dabei offenbar auf eine noch heißere Spur gestoßen. Sperling und sein Kollege Hoffmann haben Glück im Unglück. Zwar kommen sie zu spät, um die junge Frau zu retten, aber sie kommen rechtzeitig, um die Verfolgung der vermeintlichen Täter aufzunehmen. Sie landen in einem typischen Berliner Hinterhof im Stadtteil Moabit. In einer Wohnung verschwinden die Tatverdächtigen. Für Sperling und seine Kollegen, die sich in einer Nachbarwohnung einquartieren, folgt eine Extremobservierung. Je länger sie beobachten, umso mehr Verdächtiges nehmen sie wahr. Aus einem Fall scheinen zwei Fälle zu werden, einem Mord könnten unter Umständen mehrere Morde folgen.
Der Dicke mit dem wehenden Mantel ist in „Sperling und die kalte Angst“ mal wieder in seinem Element. Er muss beobachten, den Leuten im Alltag zusehen und sich darauf seinen Reim machen. Gierig frisst er das Leben der Anderen in sich hinein, in der Hoffnung zu helfen und Schlimmeres zu verhindern. Je länger er sich das Hinterhoftreiben zu eigen macht, umso schwerwiegender seine Vermutungen: Sind in einer Nachbarwohnung islamische Terroristen zugange? Wird dort an einer Bombe gebastelt? Darf Sperling auf einen vagen Verdacht hin, in diese fremde Wohnung eindringen? Sperling steckt einmal mehr im Zwiespalt zwischen dem Schutz der Bevölkerung und der Wahrung der persönlichen Freiheit.
Leider gönnt das ZDF in letzter Zeit seinen Zuschauern nur einen „Sperling“ pro Jahr. Vielleicht gehört aber gerade das zum Rezept der Reihe, die so etwas Besonderes bleibt. Der 18. Fall ist ein außergewöhnlicher Krimi. Ein Film aus einem Guss, der keine Gaststars braucht, dem vielmehr zugute kommt, dass Buch und Regie aus einer Hand stammen. Uwe Janson hat eine politische, emotional intensive „Fenster-zum-Hof“-Variation entworfen, der man das Verständnis für das Medium Film anmerkt. Sehen und gesehen werden, schauen, interpretieren, verstehen – das sind die uralten Prinzipien des Kinos, die das Fernsehen sich zunehmend zu eigen macht. „Sperling und die kalte Angst“, das ist ein Krimi, der von Großem wie Liebe, Hass, Moral und Verantwortung klein erzählt und so wahre Größe erlangt.