Eigentlich sollte es ein Fall für Kollege Wachutka werden. Der kauzige Kommissar, der von Anfang an Dieter Pfaffs Sperling berlinernd zur Seite stand, sollte einen Mädchenhändlerring auffliegen lassen. Doch der Tod des Schauspielers Achim Grubel im Sommer 2004 erforderte ein neues Drehbuch. Thomas Jahn machte Wachutka zum Opfer der Mädchenhändler-Mafia – und Sperling ließ sich nicht nehmen, selbst zu ermitteln. Und so steht ein besonderer „Sperling“ ins Haus: besonders düster, besonders überraschend, besonders effektvoll.
„Du bist wie eine alte Uhr, die zehn Minuten nachgeht“, hat er seinem Kollegen vorgehalten. Jetzt tut es ihm leid und er ist untröstlich darüber, dass er so wenig wusste von einem Menschen, mit dem er tagtäglich zusammen arbeitete. Er wusste nicht, dass Wachutka Mädchenhändlern auf der Spur war. Er wusste nichts davon, dass er ein Mädchen aus Mazedonien, das zur Prostitution gezwungen wurde, Unterschlupf gewährte. Er wusste aber auch nicht, dass der alte Mann Stammgast in einem Puff war.
„Ein anderer Abschied, etwa durch die Erwähnung von Wachutkas Pensionierung, wäre nicht so würdig gewesen“, findet „Sperling“-Darsteller Dieter Pfaff. Der Aufwand aber war groß. Das Drehbuch musste in kurzer Zeit umgeschrieben werden. Die Szenen mit Grubel wurden aus alten Filmen in das neue Material eingeschnitten. Das merkt keiner, der es nicht weiß. Außerdem ließ Multitalent Thomas Jahn keinen Zweifel daran, dass er ein leidenschaftlicher Filmemacher ist. Er schrieb das Buch, entwickelte die Musik, kümmerte sich um das Sounddesign und er schnitt den Film sogar selbst. Jahn schöpft aus den filmischen Möglichkeiten. Und obwohl er eher das Genre Copfilm bedient, als durch psychologische Glaubwürdigkeit zu brillieren, gelingt es doch den Schauspielern, Tiefe im amerikanischen Sinne in die Charaktere zu legen. Pfaffs Sperling ist weniger guter Mensch und wieder mehr der einsame Kommissar, der seinen Weg geht. Dabei begegnet ihm ein cooler Polizei-Pragmatiker (Steffen Wink) und ein schönes, schwaches Weib (Alicja Bachleda Curus), das gerettet werden muss von der Ikone der Gerechtigkeit. (Text-Stand: 21.10.2006)