In „Das Phantom“ musste er sich am Kaufhauserpresser-Mythos Dagobert abarbeiten. Beim „Fahnder“ und in „Balko“ war er nur der zweite oder dritte Mann. Doch zu übersehen war er Nie: Dieter Pfaff, der bis zu seinem 34. Lebensjahr Theaterdramaturg war und der es dann als Schauspieler („hab’ mir endlich mein inneres Bedürfnis eingestanden“) wissen wollte. Ab morgen spielt er die Hauptrolle in einem ZDF-Premium-Projekt: Als Berliner Kommissar Hans Sperling wird er in der gleichnamigen Reihe als Held einer Reihe aufgebaut. Einer, der nicht drauflos ballert, der Mensch ist, ohne dass sein Gutsein zur Pose verkommt.
„Es ist einer, der sehr viel erlebt hat, nicht zynisch ist und nicht resigniert hat, der noch eine Liebe und eine Hinwendung zu den Leuten besitzt“, betont Pfaff. „Sperling und das Loch in der Wand“, von Regisseur Dominik Graf in Szene gesetzt, ist ein Krimi ohne Tote. Diese Idee hatte Dieter Pfaff selbst: „Immer wenn Autoren nichts einfällt, muss einer sterben oder es crasht ein Auto“, ärgert sich der gebürtige Dortmunder. Er kann es nicht mehr sehen – und glaubt, dass es den meisten Zuschauern ebenso geht. Spannend bei Krimis findet er etwas anderes: „Das hat was mit Genauigkeit, Klugheit, mit Intelligenz, auch mit Witz zu tun.“
In seinem ersten Fall hat es Sperling mit einem unbedarften Bankräuber zu tun. Ein armer Wicht und notorischer Spieler, der Schulden gemacht hat und den Geldeintreiber unter Druck setzen. Und so schickt Sperling seine Mannschaft in die Berliner Spielclub-Szene – abzocken und aufräumen. Dabei macht Mitarbeiter Rohde aus 800 über 22.000 DM. Dumm nur, dass die Beamtenbürokratie Gewinn aus illegalem Glücksspiel nicht vorsieht. Also wie verbuchen? Sperling hat da so eine Idee… Was haben dieser Kommissar und Pfaff gemeinsam? „Ich denke, dass ich auch in Natura eher eine positive Ausstrahlung habe, eine bestimmte Wärme besitze“, sagt der 48-Jährige und guckt mal wieder so, als könne er kein Wässerchen trüben.
Foto: ZDF
2017 wieder gesehen: „Sperling und das Loch in der Wand“
Auch über 20 Jahre nach seiner Premiere ist „Sperling und das Loch in der Wand“ ein dramaturgisch wie thematisch außergewöhnlicher Krimi & auch filmästhetisch ein Leckerbissen. Keine Leichen, allenfalls ein paar halbtote Existenzen, die den Versuchungen vom schnellen Geld im neuen Berlin erliegen und die mit den Folgen ihrer Spielsucht zu kämpfen haben – psychisch, aber auch physisch: Die Geldeintreiber der Kiez-Könige kennen kein Pardon. Der Film, ein Film über die Verheißungen der Nacht und die Einsamkeit des Tages, führt den Zuschauer an die sozialen Brennpunkte des neuen Berlins, erzählt von gescheiterten Glücksrittern und von denen, die es geschafft haben, vorübergehend, denn „was da draußen ist, verändert sich dauernd“. Dieter Pfaff wirkt 1995 unter Grafs Regie und vor der Kamera von Benedict Neuenfels, beide lieben das Bewegte, noch ungewohnt drahtig. Dabei war zuständig für die Action-Situationen in der ZDF-Reihe Benno Fürmann, noch blutjung und sein Rohde nicht der Hellsten einer. Der Grimme-Preis-gekrönte Auftakt ist alltagsnah erzählt, konzentriert inszeniert und besticht durch seine Milieu-Genauigkeit. Sensationell gut ist der Score, der immer wieder das trächtige, dynamische „Sperling“-Thema vom legendären „Ich-schaue-auf-diese-Stadt“-Intro variiert. Immer noch erfrischend anders ist der lockere Grundton der Kommunikation zwischen den Guten und den bösen Jungs. Da existiert fast noch so etwas wie ein Ehrenkodex. Und Sperling ist kein TV-Gutmensch, sondern eine liebenswerte, aber eben auch komplexe Persönlichkeit. Seine Sentimentalität und die Schönheit von Julia Jäger, deren Figur von Autor Basedow als Gegenbild zum Schmutz der Straße entwickelt wurde, strahlen auch heute noch und erwärmen die in kühles Blau getauchte Hauptstadt. tit.