So fühlt sich Liebe an

Maria Furtwängler, Hannes Jaenicke & die Unzulänglichkeiten in der Midlife Crisis

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Die Kollegin fürs Gesellschaftliche hat es dem Chefredakteur eines Nachrichtenmagazins angetan. Ein paar Wochen vergehen – und der seit 20 Jahren glücklich verheiratete Blattmacher weiß endlich wieder, “warum es Männer und warum es Frauen gibt”. Heinzes Dahinplätscher-Film paraphrasiert das Leben und trivialisiert den Journalistenalltag.

“Ich fühlte mich zu alt für die Karriere, zu jung für die Rente und zu müde für eine Affäre”, nuschelt zu Beginn der romantischen Komödie “So fühlt sich Liebe an” die männliche Hauptfigur aus dem Off. Kurz darauf sieht die Sache schon ganz anders aus. Die Kollegin fürs Gesellschaftliche hat es dem Chefredakteur eines Nachrichtenmagazins schon länger angetan. Ein paar Wochen vergehen – und der glücklich verheiratete Blattmacher weiß endlich wieder, “warum es Männer und warum es Frauen gibt”. Der Zuschauer rafft es schneller.

Geht es um Liebe oder ist alles nur Ausdruck männlicher Desorientierung? Bei Max, dem besten Freund des Helden, den Jan Gregor Kremp zu nah am selbstgefälligen Ekelpaket spielt, ist es offensichtlich, dass es ein geradezu krankhaftes Suchtverhalten ist, das ihn immer wieder weg von seiner Frau in die Arme dusseliger Blondinen treibt. Liegt der Fall bei Chefredakteur Konrad anders? Hannes Jaenicke verkörpert ihn als ziemlichen Schussel. Der Midlifekrisen-geschüttelte deutsche Michel als Nachrichtenmann mit einem Gesichtsausdruck Marke „was mach’ ich hier eigentlich?“. Der weibliche Gegenpart weiß das schon besser. Überzeugend gibt Maria Furtwängler ihr “Außen-Eis-innen-heiß”-Prinzip zum Besten.

Der Film kommt ohne viel Drama aus, plätschert ein wenig dahin. Es scheint, als habe die Autorin Doris J. Heinze mit “So fühlt sich Liebe an” bestimmte Situationen des Lebens einfach nur paraphrasieren wollen. Und Regisseur Peter Gersina hat nur ziemlich uninspiriert die Kamera drauf gehalten. Eines aber hat (mal wieder) mit den realen Verhältnissen rein gar nichts zu tun: das Bild, das der Film vom journalistischen Alltag entwirft. Bei Heinze kann es passieren, dass eine Praktikantin binnen kürzester Zeit zur mitverantwortlichen Blattleiterin aufsteigt. In Wirklichkeit selbst bei einem “Feger”, wie ihn Mavie Hörbiger verkörpert, undenkbar. Gut, dass während des Films darauf verzichtet wird, dem Zuschauer auch nur eine einzige Textzeile jenes Nachrichtenmagazins zu lesen zu geben. (Text-Stand: 15.10.2004)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Maria Furtwängler, Hannes Jaenicke, Jan Gregor Kremp, Mavie Hörbiger, Ute Willing, Heidrun Gärtner, Heinrich Giskes

Kamera: Jochen Stäblein

Szenenbild: Josef Sanktjohanser

Schnitt: Sandy Saffeels

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Doris J. Heinze

Regie: Peter Gersina

EA: 15.10.2004 20:15 Uhr | ARD

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